Marianisch Eucharistisch Papstreu
    "Ich sage dir, dass niemand von euch die Göttliche Hoheit stehend empfangen darf; zumindest sollt ihr als Zeichen dafür, dass ihr mich als König und Retter anbetet, die Knie beugen." (28.11.1995) "Ich sage dir, dass niemand von euch die Göttliche Hoheit stehend empfangen darf; zumindest sollt ihr als Zeichen dafür, dass ihr mich als König und Retter anbetet, die Knie beugen." (28.11.1995)

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    ...   Erstellt am 22.07.2012 - 15:33Zum Seitenanfang Beitrag zitieren Beitrag melden Beitrag verändern Beitrag löschen


    „Tut dies zu meinem Gedächtnis“
    Eucharistie: Brennpunkt des Glaubens


    3. Fastenpredigt von Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller in der Basilika St. Emmeram – 17. März 2004

    Einleitende Bemerkung:
    Der Stil des gesprochenen Wortes ist beibehalten, um den Eindruck der Predigt zu bewahren.
    „Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe:
    Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte:
    Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach:
    dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis“(1 Kor 11, 23-29)

    Die reale Gegenwart Jesu Christi
    „Seht, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28, 20).
    Bis zur Wiederkunft Christi ist
    uns die bleibende Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus verheißen.
    Es ist nicht nur eine ganz allgemeine Gegenwart Jesu und seiner Botschaft, die in unserer Erinnerung wachgehalten wird.
    Vielmehr ist er selber der Urheber seiner Gegenwart. Er setzt sich selbst gegenwärtig, denn er ist der auferstandene Herr,
    der ewig beim Vater lebt. Weil er beim Vater ist, in seiner verklärten Leiblichkeit, ist er uns, der pilgernden Kirche auf Erden, nicht fern.
    Er ist mit der Kirche, mit uns, der Gemeinschaft der Gläubigen, verbunden, so wie das Haupt mit dem Leib verbunden ist.
    So ist Jesus Christus bei uns bleibend gegenwärtig. Im Alltag unseres Lebens, in unseren Gebeten, unserem Lobgesang,
    in unseren Seufzern, in die Situationen, in denen wir scheinbar nicht weiter wissen, sogar dort ist er noch bei uns gegenwärtig.
    In einer ganz besonderen Weise bleibt er bei uns. „Ich bleibe in euch und ihr bleibt in mir“ (vgl. Joh 15).
    Er bleibt bei uns in den Sakramenten, die er uns geschenkt hat. Die Sakramente entspringen wie aus einer Quelle,
    aus der Quelle der Liebe Christi, der am Kreuz für uns sein Leben hingeopfert hat. Er hat sich hingegeben als Gabe und Opfer.
    In seiner Auferstehung aber hat er uns den Weg zum ewigen Leben eröffnet. Aus dieser Quelle des gekreuzigten und
    auferstandenen Herrn fließen die Gnadenströme direkt auf uns zu, umfassen uns und bringen uns das ewige Leben Gottes.
    Und dies geschieht in der Feier der Sakramente. In den Sakramenten ist Jesus Christus selber als Person bei uns gegenwärtig.
    Und er schenkt uns seine göttliche Kraft, durch die uns das göttliche Leben zuteil wird. In der Taufe werden wir neu geboren,
    in der Firmung werden wir gestärkt durch den Heiligen Geist und in der Feier der Eucharistie werden wir in besonderer Weise
    hineingenommen in dieses Mysterium Jesu Christi. In allen Sakramenten ist Jesus Christus als Person gegenwärtig und wirkt durch
    seine göttliche Kraft.
    Im Sakrament der Eucharistie ist er darüber hinaus leiblich gegenwärtig. So wie sich die Gegenwartsweisen der Menschen
    voneinander unterscheiden, so gibt es unterschiedliche Gegenwartsweisen Jesu Christi, die aber alle
    aus einer Wurzel heraus kommen und die aufeinander bezogen sind. Christus ist in den Sakramenten und in seinem Wort gegenwärtig.
    Er steht uns bei durch die Kraft des Heiligen Geistes. Aber in der Eucharistie ist er leibhaftig gegenwärtig!
    Wir sehen den Unterschied: Wenn uns jemand einen Brief schreibt oder wir mit ihm telefonieren, dann ist er auch bei uns gegenwärtig.
    Wenn uns jemand von Ferne grüßt, ist er bei uns gegenwärtig. Und wir spüren und erleben auch die Nähe eines geliebten Menschen.
    Aber weil wir leibhaftige Wesen sind, darum wollen wir, dass diese Nähe sich ganz verdichtet, so dass jemand leibhaftig gegenwärtig ist,
    dass wir ihn mit unseren Händen anfassen können, dass wir ihn persönlich sehen, Auge in Auge, dass er uns leiblich ganz nahe kommt.

    Das Sakrament der Sakramente
    Und das ist der Unterschied in den Sakramenten: Im Wort und im Sakrament ist Jesus Christus real
    gegenwärtig.
    Er spricht uns an. Wir hören ihn. Er wirkt in uns mit seiner Kraft. Aber in der Eucharistie kommt er uns ganz leibhaftig nahe!
    Darum ist die Eucharistie nicht nur eines unter den vielen Sakramenten, sondern sie ist das Sakrament der Sakramente!
    In der Eucharistie kommt das sakramentale Leben, die zeichenhafte und wirkliche Gegenwart Jesu Christi zu einem
    unüberbietbaren Höhepunkt. Darum sagt das Zweite Vatikanische Konzil mit der ganzen kirchlichen Tradition, dass die
    Eucharistie Quelle ist, aus der das ganze christliche Leben entspringt und der Höhepunkt auf den alles zuläuft
    (vgl. Sacrosanctum concilium 10). Wie in einem Brennpunkt laufen hier alle Linien zusammen.
    Es sammeln sich alle einzelnen Aspekte des christlichen Lebens. Und wenn wir lernen, das Geheimnis
    der Eucharistie zu verstehen, so öffnet sich uns das Wesentliche des Mysteriums der Liebe Gottes.

    Das Sakrament seiner Liebe
    Auch subjektiv, in der Wirkung auf uns, hat dies eine ganz erhebliche Bedeutung. Man kann mit der Tradition die Taufe,
    in der wir wiedergeboren werden zum neuen Leben, „das Sakrament des Glaubens“ nennen – der Glaube, in dem unser
    christliches Dasein grundgelegt wird. Die Firmung kann man mit der Hoffnung vergleichen, weil wir hier die Stärkung des Geistes
    empfangen, der uns ermöglicht, dass wir auf unserem Lebensweg nicht stehen bleiben oder in einen Abgrund geraten,
    sondern dass wir tapfer unseren Weg weitergehen in der festen Hoffnung auf den kommenden Herrn, der jetzt schon mit uns geht,
    der uns aber auch als Ziel vorausgeht. Die Eucharistie kann man mit der ganzen christlichen Tradition so nennen:
    Sie ist das Sakrament der Liebe. Die Liebe ist ja die tiefste Weise wie der Mensch personal Gott begegnet. Gott hat sein Wesen
    offenbart als Liebe. Die Gemeinschaft von Vater und Sohn, das ist es, was die Jünger selber gesehen
    haben, was sie mit ihren Ohren
    gehört haben, was sie mit ihren eigenen Händen betastet haben. Das verkünden wir euch: das Wort des Lebens!
    Damit auch ihr Anteil habt an der Communio des dreifaltigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes.
    Die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott offenbart letztlich das Wesen Gottes. „Gott ist die Liebe,
    und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott.“ (vgl. Joh 15). Liebe ist nicht nur ein schönes Wort, ein Gefühlszustand,
    ein bloß inneres, subjektives, emotionales Sich-Glücklich-Fühlen, ein gewisses Wohlgefühl, das sich innerlich in uns ausbreitet,
    als eine Art Behaglichkeit. Manche meinen ja, die eigentliche Aufgabe der Gottesdienste besteht darin, dass diejenigen,
    die ihn vorbereiten und der Priester, der vorne steht, uns ein Gefühl des „Wohlseins“ mitteilen. Schließlich haben wir im täglichen
    Leben so viel Ärger und müssen uns unzähligen Herausforderungen stellen; wenn ich dann in die Kirche gehe,
    will ich mich doch bequem zurücklehnen können und nicht mit den Fragen, Herausforderungen und Problemen unseres Daseins
    oder des christlichen Lebens konfrontiert werden;
    vielmehr soll eine behagliche Stimmung entfaltet werden.

    Gleichsam als ob wir noch im 19. Jahrhundert z. Zt. des Biedermeiers leben, in der das kitschige Wohnambiente das Maximum
    aller Gefühle war!
    Im christlichen Gottesdienst und gerade in der Feier der Eucharistie geht es um die Begegnung mit
    dem wirklichen Jesus Christus,
    der dich geliebt und sich für dich dahingegeben hat, Gott, dem Vater, als Gabe und Opfer! (vgl. Eph 5, 2).
    Darum ist die Eucharistie die höchste Herausforderung und zugleich auch die tiefste Bestätigung unseres Christseins.
    Wir werden durch Jesus Christus aufgebaut.
    Einmal „aus Gott geboren“ in der Taufe bedürfen wir der geistlichen Speise, damit wir auf unserem
    Weg nicht schwach werden, sondern dass wir die volle Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott, auch wirklich erreichen.
    Und niemand anderer ist diese Speise als Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes. Bestärkt durch ihn,
    durch die Teilhabe an seinem Fleisch und Blut, durch das Eingegliedert-Sein in den Leib Christi, der die Kirche ist,
    und in den eucharistischen Leib, können wir gestärkt durch ihn den Weg unseres Lebens auch bis zum Ende, bis zum letzten Ziel,
    gehen. Die Eucharistie ist Brennpunkt des christlichen Lebens.
    Darum hängt mit dem christlichen Leben von Anfang an die Eucharistie wesentlich zusammen.
    Seit den ersten Tagen haben sich die Christen gerade am Sonntag, dem Tag des Herrn, dem Tag der Auferstehung, versammelt,
    um das Herrenmahl zu feiern, um am Tisch des Herrn, an seinem Altar, und um ihn versammelt zu sein,
    um von ihm her die Gemeinschaft des Segen des Heiligen Geistes zu empfangen. Ist das Brot, über das wir den Segen sprechen,
    nicht Gemeinschaft mit dem Fleisch und dem Blut Jesu Christi? Darum sind wir, die vielen, die wir von dem einen Brot essen
    und aus dem einen Kelch trinken, der eine Leib Jesu Christi (1 kor 10, 16). Als ekklesialer Leib, als kirchlicher Leib,
    werden wir auferbaut durch den eucharistischen Leib, durch Fleisch und Blut Christi, die wir in diesem Sakrament empfangen,
    und die uns hinweisen auf Christus, auf den Sohn Gottes, der unser Fleisch und Blut angenommen hat (vgl. Joh 1).
    In der Eucharistie werden wir mit Jesus Christus lebendig verbunden. Darum ist die Eucharistie „die Danksagung“
    – ein einzelnes Wort zur Bezeichnung des Ganzen wie wir es eben gehört haben. Er sprach das Dankgebet, die Eucharistie,
    er brach das Brot und er gab es ihnen zur Heiligen Kommunion. Das sind nur alles einzelne Ausdrücke für das gesamte Geschehen.
    Darum ist die Feier der Heiligen Messe nicht eine Summe von einzelnen erdachten Riten, auch kein anmutiges pädagogisches Spiel,
    sondern es ist ein Symbol, das die volle Gegenwart des inkarnierten, des fleischgewordenen Wortes, des menschgewordenen Gottessohns,
    für uns gegenwärtig macht.

    Die Urgestalt der Eucharistiefeier
    Wir finden die Urgestalt der Eucharistiefeier klar dargestellt in den Schriften des Justin in der Mitte des 2. Jahrhunderts:
    Zuerst versammeln wir uns im Namen Christi, dann spricht der Vorsteher und lässt vorlesen aus den Denkwürdigkeiten der Apostel.
    Das sind ja unsere Schriften des Neuen Testaments! Dann werden zu dem Vorsteher, dem Priester, die Gaben von Brot und Wein gebracht.
    Später spricht er, so wie Jesus im Abendmahlssaal, das große Dankgebet, indem alle Heilstaten Gottes angesprochen werden.
    Danach teilt er und der Diakon Fleisch und Blut Jesu Christi an die aus, die wirklich glauben. Und dieses Sakrament kann nur der
    empfangen, der getauft ist und der in einem vollen und ganzen Sinn zur Kirche hinzugehört (1 Apol. 65-67). Die Eucharistie ist keine „Verkündigungsstrategie“, keine Missionsmaßnahme nach außen, sie kann nur von denen gefeiert werden,
    die an die Präsenz Jesus Christus in diesem Sakrament glauben. Justin formuliert: „... so wie die Kirche an Jesus Christus
    in der Eucharistie glaubt“. Darum ist die Eucharistiefeier nicht ein Sammelsurium von Vorstellungen und Ideen,
    die sich Einzelne aus den heiligen Schriften herausholen, sondern sie ist eingebettet in den Glauben der ganzen Kirche.
    Ihr ist die Offenbarung anvertraut zur getreuen Auslegung. Denn der Heilige Geist bleibt bei seiner Kirche.
    Die heiligen Schriften müssen in dem Sinne ausgelegt und interpretiert werden, in dem sie auch geschrieben worden sind.
    Der Heilige Geist hat diesen menschlichen Worten den göttlichen Sinn mitgeteilt. Darum kann auch nur die Kirche als
    die Gemeinschaft der Glaubenden die Glaubensgeheimnisse mit Autorität auslegen. In dem Geist, welcher der Kirche als
    Leib Christi verheißen ist, legt sie Zeugnis ab von der Offenbarung und Liebe Gottes in Jesus Christus.

    Das letzte Abendmahl – Auftrag und Verpflichtung
    Jesus hat während des Letzten Abendmahles, in der Nacht vor seinem Leiden, dieses Sakrament eingesetzt.
    Das Letzte Abendmahl und das, was Jesus eingesetzt hat, war nicht eine Fortsetzung der Sündermähler, als er in seinem irdischen Leben
    auch die Sünder in das Reich eingeladen hat und ihnen das Evangelium verkündet hat. Jesus feiert das Letzte Abendmahl nur mit
    den Zwölfen, nur mit dem engsten Jüngerkreis. Und was wir tun, ist nicht eine Wiederholung des Letzten Abendmahles.
    Wir spielen nicht gleichsam wie in einem Mysterienspiel das damalige Geschehen in Jerusalem nach. Es ist nicht bloß
    eine Gedächtnisfeier im äußerlichen, subjektiven Sinne.
    „Während des Mahles nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis...Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet“ (Mt 26, 26).
    Das sagt uns, dass das, was wir in der Eucharistie tun, nicht einfach das Letzte Abendmahl ist, das wir wiederholen.
    Jesu Mahl mit den Jüngern vor seinem Leiden kann gar nicht wiederholt oder gar nachgespielt werden.

    Das Opfer für die Welt
    Darum kann man diese Stiftungsworte gar nicht anders verstehen als im Bezug auf das, was am Kreuze geschehen ist.
    Im Abendmahlsaal setzt Jesus nur den Ritus, d.h. die Zeichenhandlung ein. Aber der Inhalt dieses Sakramentes wird gefüllt
    durch das Ereignis am Kreuz. Am Kreuz gibt Jesus sein Leben hin. Er gibt sich ganz hinein in den Gehorsam zu seiner Sendung.
    Er gibt sich ganz hinein in die Hände des Vaters. Und er opfert sich für das Heil der Welt. Er wird nicht von Pilatus und
    seinen Henkersknechten wie ein Menschenopfer den Göttern geopfert. Er ist ja der Sohn des Vaters, der nicht wie die Hohenpriester
    und die Priester des Alten Bundes immer neu ein Opfer darbringen müssen für ihre eigenen Sünden und die des Volkes,
    sondern er ist der Sündlose. In einer vollen Einheit mit dem Vater vollzieht er den Heilswillen Gottes. Darum wird in dieser
    Hingabe Christi an den Vater und der liebenden Dahingabe des Sohnes durch den Vater für das Heil der Welt, das Mysterium der Trinität
    geoffenbart: die liebende Hingabe. Und es umfasst das Leiden der Welt, den Widerspruch der Sünde gegenüber Gott, der die Liebe ist.
    Darum wird im Kreuzesopfer aller Hass gegen Gott und der Hass der Menschen untereinander innerlich entmächtigt. Die Kirchenväter
    haben gesagt: Hier wird der Teufel mit seiner zerstörerischen, mit seiner destruktiven, mit seiner menschenfeindlichen Macht
    und List seiner Macht beraubt. Durch dieses Geschehen der Selbsthingabe des Sohnes an den Vater und durch die Liebe,
    die mit dem Gottsein Gottes identisch ist, ergießt sich der unendliche Strom der Liebe des dreifaltigen Gottes hinein in die Welt.
    Und im Kreuzesgeschehen haucht Jesus seinen Geist aus.
    „Er bringt sich dar in der Kraft des ewigen Geistes“, wie es im Hebräerbrief heißt (Hebr 9,14).

    Gott versöhnt uns mit sich
    Darum ist das Kreuzesgeschehen die äußerste Offenbarung der Liebe Gottes, die sich nicht vornehm zurückzieht vor dem Leiden
    der Welt, vor der Not der Menschen, vor ihrer Zerstörungswut, vor ihrem Hass gegen Gott und gegen die Menschen.
    Gott spricht die Menschen in seiner Liebe an. Darin offenbart sich die Liebe Gottes, die auch diese Widerstände noch umspült.
    Hier wird die Hölle ausgeleert. Hier wird der Mensch vor die äußerste und letzte Frage seiner Existenz gestellt:
    Willst du dich der Liebe Gottes öffnen? Und wenn er sich ihr öffnet, dann hat er Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott der Liebe.
    Oder verschließt du dich der ausgestreckten Hand Gottes? Das bedeutet für ihn den Tod der Liebe. Der Mensch so sehr in sich
    verschlossen, findet keinen Ausweg mehr, verharrt in einem ewigen Widerspruch zu Gott, was für ihn nichts anders bedeutet als
    die Erfahrung der absoluten Sinnlosigkeit, weil der Sinn des Lebens des Menschen nichts anderes ist als die Liebe, die ihm
    vom dreifaltigen Gott geschenkt wird, und in die er hineinbezogen wird. Das Kreuzesopfer hat nichts zu tun mit den Karikaturen,
    die von ihm gezeichnet werden. Als ob Gott das Leiden seines eigenen Sohnes wohlgefällig anschauen würde, unberührt davon,
    emotional nicht zu erschüttern, weil Gott zu seiner Versöhnung dieses Opfer bräuchte! Nein: Jesus hat sein Leben hingegeben
    vom Vater her. Er ist ja die Verlängerung der Liebe des Vaters in die Welt hinein! Diese Liebe umfasst auch noch den Widerstand
    und entmachtet ihn von innen heraus. Nicht wir haben Gott zu versöhnen, sondern Gott hat in Jesus Christus die Welt mit sich versöhnt.
    Er hat an sich ertragen und innerlich überwunden und aus der Welt verbannt, was uns von Gott trennt: den Egoismus, die Selbstliebe
    und den Widerstand aller Menschen gegen Gott. Sie möchten sich selbst zu Göttern machen, sich selber erschaffen und erlösen.

    Auf Christus schauen
    So begegnet uns Christus in der Eucharistie, in seiner dahingebenden Liebe, die auch unsere Liebe
    ermöglicht, damit wir
    aufgenommen werden in den Leib Christi. Wenn wir so auf das Kreuz Christi hinschauen, wenn wir so die Eucharistie mitfeiern,
    werden wir mit Christus ein Leib. Es entsteht eine
    Hingabe-Haltung! Verbunden mit Jesus Christus gibt sich die Kirche durch ihn, Gott,
    dem Vater, hin und Christus nimmt uns als Haupt der Kirche in diese innerste Haltung der Selbsthingabe und der
    Liebe mit hinein. Darum sind wir bei der Eucharistie nicht nur Empfänger, als ob wir einfach
    versammelt sind und anhören,
    was gesagt wird, das anschauen, was liturgisch am Altar geschieht, sondern wir alle sind aufgerufen, uns mit Christus zu vereinen,
    als eine Gabe uns hinzugeben mit nur einer Ausrichtung - auf Gott selber hin. So vollziehen wir jenes Priestertum,
    das allen Christen
    gemeinsam ist. Es ist nicht eine Teilhabe am Priestertum des apostolischen Dienstes der Bischöfe und der Priester,
    sondern es ist eine Teilhabe am Priestertum Jesu Christi, der in seinem priesterlichen Tun auf unterschiedliche Weise Anteil gibt:
    den Aposteln, die an der Stelle Christi, des Hauptes der Kirche, stehen, und alle Getauften, die als Glieder zum einen
    Leib Christi gehören und mit dem Haupt eine Aktions- und Lebensgemeinschaft bilden. Die Hingabe aller Glieder des
    Leibes Christi besteht im Bestreben, sich untereinander zu verbinden und sich von Christus her zu vereinen, so dass es eine
    gesamte Hingabe gibt, eine innere Öffnung des Menschen und aller Glaubenden hin zu Gott in Jesus
    Christus. Darum ist das
    gemeinsame Priestertum keine irgendwie rechtliche Gegenposition, die gegenüber dem Priestertum des Apostolats, der Apostel,
    der Bischöfe und Priester, aufgebaut wird. Hier in der Eucharistie vollzieht sich die Vollendung des Priestertums der Apostel und
    des Priestertums aller Gläubigen, weil alle auf je verschiedene Weise in diese Hingabe-Haltung Christi dem Vater gegenüber
    in der Kraft des Heiligen Geistes einbezogen werden. Die Eucharistie ist die Vergegenwärtigung des Opfers Jesu Christi am Kreuz.
    In der Eucharistie werden wir auf eine unüberbietbare Weise hineingenommen in das Mysterium des Kreuzes, des Leidens Christi,
    seines Todes und in seine Auferstehung, in seine Himmelfahrt und in seine Wiederkunft am Ende der Zeiten.
    Denn sooft die Kirche das Herrenmahl feiert, verkündet sie den Tod des Herrn, bis er kommt (1 Kor 11,
    26).

    Vollzug unserer Erlösung
    Wenn wir die Eucharistie in ihrer liturgischen Gestalt uns anschauen, dann sehen wir, wie wir in den einzelnen Schritten mit
    Jesus Christus immer tiefer verbunden werden: Wir versammeln uns. Der Priester tritt an den Altar. So zeigt die Gemeinde den
    Zusammenhang und das Gegenüber von Christus und Kirche, von Haupt und Leib. Der Priester stellt Christus dar. Die Gesamtheit
    der Gläubigen stellt die Einheit des Leibes Christi in der Vielheit der Glieder dar. Darum ist die zur Eucharistie versammelte
    Kirche die Vergegenwärtigung des inkarnierten Logos, des fleischgewordenen Wortes Gottes. Gott ist Mensch geworden im
    Leibe Jesu Christi. In seiner irdischen sichtbaren Existenz ist er unter uns aufgetreten. Er bleibt nach seiner Auferstehung so sichtbar,
    wie er es in seinen Erdentagen gewesen ist – durch uns, die wir als Kirche der Leib Jesu Christi sind.
    Dann rufen wir Christus im Kyrie an als unseren Herrn Jesus Christus.
    Dann spricht er zu uns – so wie er aufgetreten ist und das Reich Gottes verkündet hat,
    wie er in seiner Lehre die Geheimnisse des Gottesreiches entfaltet hat – in den Worten der Heiligen Schrift, so wie wir es
    liturgisch in den Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament und besonders dann in den vier Evangelien haben.
    Das Evangelium, das wir im Wortgottesdienst innerhalb der Eucharistiefeier hören, ist der Höhepunkt dieser worthaften
    Gegenwart Jesu Christi unter uns.

    Dann folgt die Bereitung der Gaben. Eine Schrift aus der Jahrhundertwende vom 1. zum 2. Jahrhundert und viele andere Texte der
    Kirchenväter deuten die Gabenbereitung in einem tieferen Sinne: Hier wird das Volk Gottes bereitet.
    So wie Jesus in seinen Erdentagen die vielen Jünger berufen und um sich versammelt hat, sie zu einem Volk Gottes gemacht hat,
    zu den Gliedern seines Leibes, so werden auch hier zeichenhaft die Vielen gesammelt und zum Leib Christi zusammengefügt.
    So wie das Brot aus den vielen Körner gebacken ist und dann eine Einheit darstellt, so werden auch wir, die Vielen, ein Leib.
    So wie die Trauben vor der Kelterung eine Vielheit darstellen und durch das Keltern zu dem einen Wein werden, so werden auch wir,
    die Vielen, im Kelch gesammelt, in dem einen Wein, um diese Einheit darzustellen.

    Und dann das große Dankgebet, das Hochgebet: In diesem eucharistischen, konsekratorischen Geschehen werden wir vereint mit Christus,
    so dass wir die Hingabe-Haltung Christi zum Vater miteinbezogen werden. Mit dem Höhepunkt des Hochgebetes in der Heiligen Wandlung
    wird uns deutlich, dass wir nicht nur an Jesus zurück denken, sondern wir werden in ihn hineingenommen:
    wir sind die Glieder des Leibes der Kirche, dessen Haupt Christus ist. Das Brot und der Wein sind nicht nur Erinnerungszeichen an Jesus.
    (Wenn wir sie schauen, denken wir an Jesus.) Diese Gaben werden wirklich verwandelt in Fleisch und Blut Jesu Christi.
    Manche haben sich gesagt: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen, sein Blut zu trinken geben? Und Jesus weicht nicht zurück
    in alle möglichen sophistischen Interpretationsmodelle und sagt, das nächste Mal erkläre ich es euch besser...
    Er fährt unmissverständlich fort und sagt deutlich: „Wer mein Fleisch nicht isst und mein Blut nicht trinkt, der hat nicht
    das ewige Leben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer mich isst, wird durch mich leben. Das Brot,
    das ich euch geben werde, es ist mein Fleisch das ich hingebe für das Leben der Welt.“ (Joh 6, 57)
    Darum ist es von Anfang an die feste Glaubensüberzeugung der Kirche, dass die innerste wesensbestimmende Wirklichkeit,
    die Substanz, des Brotes und die innere Wirklichkeit des Weines gewandelt, so dass wir durch die Zeichen von Brot und Wein
    wirklich Gemeinschaft haben mit Jesus Christus, wie er als der menschgewordene Sohn Gottes unter uns gelebt hat. Es bedeutet,
    dass wir durch diese Zeichen aber wirklich Gemeinschaft mit ihm selber haben und mit ihm wirklich ein Leib werden.

    Das Sakrament hat nicht nur eine moralische verwandelnde und geistlich bestärkende Wirkung. Es ereignet sich eine
    Selbstvergegenwärtigung des fleischgewordenen Wortes. Christus gibt sich unter den Gestalten von Brot und Wein als Speise zum ewigen Leben.
    Es ist kein symbolistisch interpretiertes äußerliches Geschehen. Es geht auch nicht darum, dass wir verwandelt werden und
    aus selbstbezogenen Menschen zu Menschen werden, die offen sind für andere. Das Ganze sei eigentlich nichts anderes
    als ein liturgisch-didaktisches Spiel. Nein. Jesus sagt: „Das ist mein Leib. Das ist mein Blut“. Diese Worte Jesu können nicht
    ausgeblendet werden. Nicht die, die diese Worte minimalisieren wollen, sind die Träger der Offenbarung. Die Grundlage
    unseres Glaubens sind die Worte Jesu. Deshalb werden die Gaben von Brot und Wein, die in ihrer äußeren Erscheinung unverändert bleiben,
    in ihrer inneren Wirklichkeit ihrer Substanz nach verwandelt in das Fleisch und Blut Jesu Christi, so dass wir wirklich durch
    Christus und nicht durch unsere subjektiven Erinnerungen erlöst werden, weil nur er uns tragen kann und nicht wir uns durch
    unsere Emotionen und durch unsere persönlichen Erinnerungen irgendwie mit Jesus in Verbindung setzen könnten.

    Die Wesensverwandlung der Gaben von Brot und Wein, das ist auch der innerste Kern des katholischen Glaubens. Davon können wir
    niemals abgehen. Auch wenn Luther an der Realpräsenz festgehalten hat, so hat er aber nicht an der Wesensverwandlung festgehalten.
    Und das ist das eigentliche, was den katholischen Glauben bezüglich der Eucharistie ausmacht, dass wir es, wie es das Konzil von Trient
    und die ganze katholische Tradition sagen, in der Eucharistie mit Christus zu tun haben, der wahrhaft, wesentlich und wirklich
    in diesen sichtbaren Gestalten von Brot und Wein unter uns gegenwärtig ist. Die Eucharistie ist die wirkliche Vergegenwärtigung
    des Opfers Christi. Wir werden mit Christus vereint in die eine Selbsthingabe des Geschöpfs durch Jesus Christus.

    In den konsekrierten eucharistischen Gaben ist Christus auch nach der Eucharistiefeier gegenwärtig und muss als wahrer Gott
    und Mensch von den Christen verehrt und angebetet werden. Verbunden mit seiner Menschheit erhalten wir durch seine Gottheit
    die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott.
    Dann weitet sich das Geschehen der Eucharistie hinein in den Teil, den wir die Heilige Kommunion nennen: Die Heilige Kommunion würde
    in der Luft hängen, wenn nicht vorher die Wesensverwandlung, die Konsekration, die Vergegenwärtigung des
    Kreuzesopfers Jesu Christi geschehen wäre. „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben worden ist. Das ist mein Blut,
    das für euch vergossen worden ist“ – die Vergegenwärtigung des Neue Bundes in seinem Blut. Darum ist die Heilige Kommunion
    nicht ein bloßes Mahlgeschehen. Sie ist Teilhabe an Christus, der sich für uns Menschen dahingegeben hat, damit wir
    mit ihm eine Gemeinschaft bilden, wodurch unser Sein als Geschöpfe Gottes sichtbar wird. In der orthodoxen-östlichen Liturgie
    sagt der Priester bei der Austeilung der Heiligen Kommunion: „Empfange was du bist, nämlich Leib Christi.“

    Wir sind durch die Taufe Glieder des Leibes Christi geworden. Durch Christus in der Heiligen Kommunion werden wir vollends
    eine Gemeinschaft. Wir werden durch ihn aufgebaut. Wir werden mit ihm immer tiefer und lebendiger verbunden, so dass die Liebe Gottes
    uns tief ergreift und unsere Lebensgestalt bis in die innerste und letzte Faser hinein prägt.
    Und dann schließt die Heilige Messe mit den Schlussriten, die aber auch eine ganz besondere Bedeutung haben:
    Gestärkt durch den Segen, noch einmal durch den Zuspruch der Gnade Gottes, können wir das Wort hören: „Gehet hin in Frieden!“.
    Wie wir in der jetzigen Gestalt der Eucharistiefeier den Abschlussritus haben, der auch seine Bedeutung hat und der uns sagt,
    dass wir hinausgehen sollen in die Welt, um den Frieden Gottes und sein Reich zu verkünden, weil wir den Leib Christi nicht nur
    für uns empfangen haben, sondern auch für die Welt: „Ich gebe mein Leben hin für das Leben der Welt“ (Joh 6, 51).
    Das ist mein Fleisch! Ich gebe es ihn für die Welt! Wir können nicht von diesem Sakrament empfangen, das uns mit Christus verbindet,
    der sich für uns dahingegeben hat, wenn wir nicht bereit sind, unser Leben ganz einzusetzen für Jesus Christus und nicht bereit sind,
    für die Menschen so da zu sein wie es Jesus Christus gewesen ist.

    Die Hingabe des Sohnes
    Christus – der Mensch für andere! So sind wir als Kirche für die Menschen da. Das entlastet uns von dem Wahn der Selbstverwirklichung,
    der Selbsterschaffung, zu meinen, was ich nicht für mich selber tue, das tut kein anderer oder:
    „Jeder ist sich selber der Nächste!“ Von wegen! Der Christ wird innerlich frei, um sein Leben, seine Fähigkeiten,
    für die Menschen einzusetzen, zum Aufbau einer gerechten Gesellschaft Wie könnten wir von Christus gestärkt sein
    und draußen den Bruder verhungern und in Armut verkommen lassen! Wie könnten wir das Evangelium, in dem wir die Liebe Gottes empfangen,
    hören, ohne diese Liebe in der Frohen Botschaft, in Wort und Tat, auch nach außen weiterzuverkünden und zu bezeugen.
    Die Eucharistie ist Brennpunkt des christlichen Lebens, in dem alles zusammengefasst wird, in dem uns ein Licht für immer aufgeht,
    und daraus sollen wir selber Licht für die Welt sein. Amen,

    „O Heiliges Gastmahl, indem Christus genossen, das Andenken seines Leidens erneuert,
    das Herz mit Gnaden erfüllt und uns das Unterpfand der ewigen Herrlichkeit geschenkt wird!“ Amen.





    Signatur
    "Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, in keines Menschen Herz ist es jemals gedrungen was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben."

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    Erzbischof Joachim Kardinal Meisner
    Predigt zum Fronleichnamsfest in Köln am 14. Juni 2001


    Liebe Brüder, liebe Schwestern!

    1. Christus, unserem Herrn, wurde das Leben nicht genommen, sondern er hat es von sich aus für uns
    gegeben und verschenkt. Darum fielen nach dem Bericht des Johannesevangeliums die Soldaten und Gerichtsdiener bei der Gefangennahme Jesu am Ölberg dreimal - wie ohnmächtig - vor ihm nieder. Jesus hat sich eigentlich und im buchstäblichen Sinne des Wortes am Gründonnerstag vor seiner Gefangennahme und vor seinem Sterben am Kreuz schon entleibt, indem er sich in die Gaben von Brot und Wein einverleibt hat, sodass dieses Brot wirklich der Leib Christi und dieser Wein wirklich das Blut Christi ist. Mit diesem Bekenntnis steht und fällt unser heiliger, katholischer Glaube. Alle, die davon essen, werden dann zum Leib Christi, der die Kirche ist. Nicht wie es bei gewöhnlicher Speise ist, assimiliert unser Leib die zugenommene Speise in sich ein, sondern Christus, dessen Leib die Kirche ist, assimiliert beim Essen der Eucharistie uns in seine Leibhaftigkeit hinein. Wer den Leib Christi, die heilige Eucharistie isst, der muss auch zum äußerlich feststellbaren Leib Christi gehören, der unsere Kirche ist. Sonst würde die Eucharistie missbraucht.

    2. Ohne Eucharistie gibt es keine Kirche. Aber ohne gültig geweihten Priester gibt es keine Eucharistie.
    Darum ist die Sorge um Priesternachwuchs, eine ganz existenzielle Sorge um den Bestand unserer Kirche in Gegenwart und Zukunft. Denn den apostolischen Tischgenossen wurde beim Abendmahl in Jerusalem das Stiftungswort Jesu anvertraut: "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" (Lk 22,19). Und alle, die in ihrer ununterbrochenen Nachfolge durch Handauflegung stehen, dürfen nun in seinem Namen handeln, indem sie sich bei der Messfeier über Brot und Wein neigen, um die Worte Jesu zu sprechen: "Das ist mein Leib, und das ist mein Blut". Wie kommen die Priester dazu, diese Worte zu wiederholen? Es wäre verständlich, wenn sie sagten: "Das ist sein Leib" und "Das ist sein Blut", aber sie sprechen: "Das ist mein Leib" und "Das ist mein Blut".
    Der Priester ist durch die Priesterweihe gleichsam entprivatisiert, und von Christus ganz in Beschlag genommen, so dass er in der Liturgie in der Person Christi handelt, der das Haupt seines Leibes, der Kirche ist. Darum spricht er in Vollmacht: "Das ist mein Leib" und "Das ist mein Blut", sodass dann als Frucht davon der Leib und das Blut Christi auf dem Altar gegenwärtig sind.

    3. Gott macht sich in Jesus Christus für die Welt vergebbar. Maria ist die Erste, die ihn in die Welt getragen hat. Wir beten im Rosenkranz "Den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast". Und sie ist die Erste, die ihn zur Welt gebracht hat. Wir beten ebenfalls im Rosenkranz "Den du, o Jungfrau, zu Betlehem geboren hast". Maria ist das Bild der Kirche und zeigt uns, wie man mit der Eucharistie umzugehen hat. Sie empfängt aus der Kraft des Heiligen Geistes im Hause von Nazareth den Herrn und geht darauf eilends zu ihrer Base Elisabeth, um ihr in ihrer schweren Stunde beizustehen. Wer Christus eucharistisch empfängt, wird zum Beistand der Menschen. Als Maria das Haus der Elisabeth betritt, hüpft das ungeborene Kind, Johannes der Täufer, unter dem Herzen seiner Mutter Elisabeth vor Freude auf. Wo der Geist Christi weht, dort wird ungeborenes Leben nicht abgetrieben und alt und krank gewordenes Leben wird nicht abgespritzt. Maria hat Christus zur Welt gebracht, und darum steht die Kirche in der Welt, um Christus in der heiligen Eucharistie für unsere Zeitgenossen berührbar zu machen. Wer ihn, das Heil der Welt, sieht oder berührt, wird heil.

    4. Seitdem Gott in Jesus Christus Mensch geworden und in den eucharistischen Gestalten als wahrer Gott
    und wahrer Mensch unter uns gegenwärtig geblieben ist, ist der Mensch in all seiner Befindlichkeit eine Angelegenheit Gottes geworden. Er ist - wenn ich so sagen darf - zur Chefsache Gottes geworden. Schon am Schöpfungsmorgen wurde er als Abbild und Ebenbild Gottes erschaffen, und in der Menschwerdung Gottes und als Konsequenz davon in der Eucharistie ist Gott gleichsam als Urbild in seinem Abbild gegenwärtig geworden.
    Das hat für den Umgang des Menschen mit dem Menschen Konsequenzen. Vom ersten Augenblick an, da
    männliche Samenzelle und weibliche Eizelle (außerhalb oder innerhalb des mütterlichen Organismus) sich vereinen, beginnt der Mensch mit all seiner Würde und seinen Rechten. Und gerade in seinem vom Heiligen Geist gewirkten menschlichen Lebensbeginn im Schoß Mariens hat Gottes Sohn sich - wie in der schutzlosen Hostie - dem Schutz und der Sorgepflicht des Menschen anvertraut. Hat Gott sich darin verrechnet? Ist der Mensch dieses Vertrauens würdig? Wird er diesem Vertrauen Gottes entsprechen? Bei Maria damals ja! Bei unseren Eltern auch, sonst wären wir ja nicht da.
    Alle die, aus welchen Gründen auch immer, menschliches Leben als Mittel zum Zweck gebrauchen und verbrauchen wollen, versündigen sich auch am Leibe Christi, weil sie den Menschen nicht mehr von anderen Geschöpfen unterscheiden. Hier haben wir als Kirche deutlich, d.h. eindeutig Stellung zu beziehen, nicht aus Rechthaberei, sondern um den Menschen zu retten, für dessen Schutz Gott selbst ein Mensch geworden ist.

    Wir verkünden hier auch keine katholische Sondermoral, sondern machen uns zum Anwalt der Wirklichkeit Mensch. Wenn sie nicht beachtet wird, und zwar auf allen Längen- und Breitengraden der Erdkugel, geht der Mensch dabei zugrunde. Dafür braucht man heute keinen Beweis mehr anzufügen.
    Der Mensch ist in seiner Leiblichkeit Ebenbild Gottes, der sich in der heiligen Eucharistie verleiblicht hat,
    um uns leiblich nahe zu bleiben bis zur Vollendung der Welt. Wenn man uns als katholische Kirche der Leibfeindlichkeit bezichtigt, dann hat man von der Mitte unseres Glaubens nichts verstanden. Wir feiern heute und alle Tage einen Leib, den Leib Christi. Wir nennen die eucharistische Gabe, die verwandelte Hostie, auch das Allerheiligste. Vergleichbar ist jeder Mensch in seiner Leibhaftigkeit ein Abbild des allerheiligsten Gottes, und daher ist er - wie die heilige Eucharistie - unantastbar für jede Verzweckung durch den Menschen. Fronleichnam ist das Fest der leibhaftigen Gegenwart Gottes in unserer Mitte und ist das Fest des Menschen als des leibhaftigen Verwandten Gottes. Der Fronleichnamstag ist darum auch ein Tag der Hoffnung, dass der Mensch nicht aus den guten Händen Gottes herausrutscht, um in die manipulierenden Hände des Menschen zu geraten. Wir sind als Christen keine Seelenfänger, sondern Lebensschützer. Das ist die Konsequenz von Fronleichnam. Amen.

    + Joachim Kardinal Meisner
    Erzbischof von Köln





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    ...   Erstellt am 02.09.2012 - 21:26Zum Seitenanfang Beitrag zitieren Beitrag melden Beitrag verändern Beitrag löschen


    PREDIGT VON JOHANNES PAUL II.

    Lateran-Basilika
    Donnerstag, 10. Juni 2004


    1. »Sooft ihr von diesem Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn bis er kommt« (1 Kor 11,26).

    Mit diesen Worten erinnert der hl. Paulus die Christen von Korinth daran, daß das »Herrenmahl « nicht nur eine Mahlgemeinschaft, sondern auch – und vor allem – das Gedächtnis des Erlösungsopfers Christi ist. Wer daran teilnimmt, so erklärt der Apostel, vereint sich mit dem Geheimnis des Todes des Herrn, ja, er wird dessen »Verkünder«.

    Es besteht also eine ganz enge Beziehung zwischen der Eucharistiefeier und der Verkündigung Christi. Mit Ihm im Gedächtnis des Pascha- Geheimnisses in Gemeinschaft zu treten bedeutet zugleich, Sendboten des Ereignisses zu werden, das dieser Ritus gegenwärtig setzt; in gewisser Weise bedeutet es, dieses Ereignis mit jeder Epoche zeitgleich zu machen, bis der Herr kommen wird.

    2. Liebe Brüder und Schwestern, wir erleben diese wunderbare Wirklichkeit am heutigen Hochfest des Leibes und Blutes Christi, an dem die Kirche nicht nur die Eucharistie feiert, sondern sie feierlich in Prozession trägt und öffentlich verkündet, daß das Opfer Christi zum Heil der ganzen Welt vollbracht wurde.

    Dankbar für dieses unermeßliche Geschenk sammelt sie sich um das Allerheiligste Sakrament, weil es die Quelle und der Höhepunkt ihres Lebens und Handelns ist. »Ecclesia de Eucharistia vivit!« Die Kirche lebt von der Eucharistie, und sie weiß, daß diese Wahrheit nicht nur eine tägliche Glaubenserfahrung ausdrückt, sondern zusammenfassend den Kern des Geheimnisses enthält, das sie selbst ist (vgl. Enzyklika Ecclesia de Eucaristia, 1).

    3. Seitdem die Kirche, das Volk des Neuen Bundes, am Pfingsttag »ihren Pilgerweg zur himmlischen Heimat begonnen hat, prägt dieses Göttliche Sakrament unaufhörlich ihre Tage und erfüllt sie mit vertrauensvoller Hoffnung« (ebd.). Von diesen Gedanken erfüllt, wollte ich der Eucharistie die erste Enzyklika des neuen Jahrtausends widmen, und mit Freude kündige ich jetzt ein besonderes »Jahr der Eucharistie« an. Es wird mit dem Eucharistischen Weltkongreß beginnen, der für die Zeit vom 10. bis 17. Oktober 2004 in Guadalajara (Mexiko) vorgesehen ist, und wird mit der nächsten Ordentlichen Versammlung der Bischofssynode enden, die im Vatikan vom 2. bis 29. Oktober 2005 stattfinden wird unter dem Thema: »Die Eucharistie: Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche«.

    Durch die Eucharistie wird die kirchliche Gemeinschaft aufgebaut zum neuen Jerusalem, dem Prinzip der Einheit in Christus zwischen verschiedenen Personen und Völkern.

    4. »Gebt ihr ihnen zu essen« (Lk 9,13).

    Der Abschnitt aus dem Evangelium, den wir soeben gehört haben, zeigt ein deutliches Bild der engen Verbindung, die zwischen der Eucharistie und dieser universalen Sendung der Kirche besteht. Christus, »das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist« (Joh 6,51; vgl. Ruf vor dem Evangelium), ist der einzige, der den Hunger des Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten der Erde stillen kann.

    Er will es aber nicht allein tun und bezieht die Jünger mit ein, wie bei der wunderbaren Brotvermehrung: »Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie: dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten« (Lk 9,16). Dieses Wunderzeichen ist Sinnbild für das größte Geheimnis der Liebe, das in der heiligen Messe jeden Tag erneuert wird: Durch die geweihten Amtsträger gibt Christus seinen Leib und sein Blut hin für das Leben der Menschheit. Und alle, die sich würdig an seinem Tisch nähren, werden lebendige Werkzeuge seiner Gegenwart der Liebe, der Barmherzigkeit und des Friedens.

    5. »Lauda, Sion, Salvatorem…! Deinem Heiland, deinem Lehrer, deinem Hirten und Ernährer, Zion, stimm ein Loblied an.«

    Mit innerer Ergriffenheit vernehmen wir im Herzen den Widerhall dieser Einladung zum Lobpreis und zur Freude. Am Ende der heiligen Messe tragen wir das Göttliche Sakrament in Prozession zur Basilika »Santa Maria Maggiore«. Wenn wir auf Maria schauen, werden wir die verwandelnde Kraft der Eucharistie besser erfassen. Und wenn wir auf Maria hören, werden wir im eucharistischen Geheimnis den Mut und die Kraft finden, Christus, dem guten Hirten, nachzufolgen und ihm in den Brüdern und Schwestern zu dienen.





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