Invincible1958 Status: Premierminister
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Heute wird mein Lieblings-Comiczeichner 80 Jahre alt. Hier ein Artikel aus der FAZ:
Albert Uderzo zum Achtzigsten
Gegen Asterix kommt keiner an
Von Andreas Platthaus / 25. April 2007
Sein Erfolg begann mit einem Rückschritt. Man sehe sich die erste Seite von „Asterix der Gallier“ an, jener Geschichte, die am 29. Oktober 1959 in der neu gegründeten französischen Comiczeitschrift „Pilote“ debütierte. Da marschiert ein verhutzeltes Männlein mit müdem Blick und traurig herabhängendem Schnauzbart in den Wald und verhaut ein paar Römer. Das ist Asterix. Verabschiedet wird dieser Antiheld von einem dümmlich dreinblickenden untersetzten Lastenträger mit sehr niedriger Taille und einem Hackbeil im Gürtel. Das ist Obelix. Kein Mensch hätte wohl einen Pfifferling auf die Zukunft dieser beiden trüben Gestalten gegeben. Und doch wurden ihre Abenteuer zur erfolgreichsten europäischen Comicserie mit einer Gesamtauflage von mittlerweile mehreren hundert Millionen Bänden.
Als Albert Uderzo damit begann, Asterix zu zeichnen, war er zweiunddreißig Jahre alt und ein grandioser Zeichner. Er beherrschte alles: den realistischen Stil der amerikanischen Zeitungscomics, die Muskelspiele der Superhelden und die fließenden Formen der frankobelgischen Humorserien. Man betrachte einige dieser humoristischen Comics aus den fünfziger Jahren: „Belloy“ (die Erlebnisse eines unverwundbaren Ritters), „Pistolet“ (die Abenteuer einiger jugendlicher Piraten), „Luc Junior“ (die Reisen eines heldenhaften Reporters), „Benjamin et Benjamine“ (die lustigen Eskapaden eines jungen Paars). Alle diese Geschichten sind fulminant gezeichnet, denn Uderzo verband den dynamischen Stil der belgischen Schule von Marcinelle mit der runden Gefälligkeit von Disney, dessen Filme und Comics den jungen Zeichner begeistert hatten. Dann kam die erste Asterix-Seite, und Uderzo schien alles verlernt zu haben.
Am Anfang war Umpah-Pah - und alles war schon da
Das stimmte gottlob nicht. Schon auf Seite 13 hatte Uderzo Obelix fast perfekt in Form gebracht, und für Asterix brauchte er auch nur wenig mehr Zeit. Der Autor der neuen Serie, René Goscinny, wusste eben, was er an seinem Zeichner hatte, und wurde nicht ungeduldig. Beide waren seit 1952 eine Comic-Schicksalsgemeinschaft, die gegen die europäische Tradition ankämpfte - auch Goscinny war ein Bewunderer Disneys. Trotzdem sollte er der bekannteste Szenarist Frankreichs werden. Doch seinen Ruhm begründete er bis „Asterix“ mit Geschichten, die nicht für Uderzo entstanden waren: mit „Lucky Luke“ für Morris und dem „Kleinen Nick“ für Sempé. „Pistolet“ dagegen, „Luc Junior“ oder „Benjamin et Benjamine“ waren sämtlich Auftragsarbeiten des Gespanns, die Goscinny wenig Esprit abverlangten. Denjenigen Comichelden jedoch, den er und Uderzo selbständig entwickelt hatten und auf den sie alle ihre Hoffnung setzten, den wollte zunächst niemand drucken. Er hieß nicht Asterix, sondern Umpah-Pah, und er war kein Gallier, sondern ein Indianer. Von Amerika konnten Goscinny und Uderzo sich nicht lösen.
Als dann die belgische Zeitschrift „Tintin“ 1957 zugriff und „Umpah-Pah“ veröffentlichte, zauberte Uderzo Bilder aufs Papier, die an Elan nicht ihresgleichen hatten. Alles, was „Asterix“ später ausmachen sollte, war schon da: die Schlägereien, der Widerstandsgeist eines kleinen Dorfes, der Wald, die Piraten, die übermenschlichen Kräfte. Aber die Leser konnten sich für diese ins Groteske gesteigerte Vergangenheit nicht erwärmen. Amerika, das war auch im Comic das Land des Westerns, wie Jijé ihn damals zeichnete, oder des Krimis, wie Alex Raymond ihn in Vollendung geschaffen hatte - jener Zeichner also, nach dessen Vorbild Uderzo seine eigene kurvenreiche Signatur gestaltet hatte: Al Uderzo. Es konnte ihm gar nicht amerikanisch genug sein.
Seit 40 Jahren zeichnet der Tausendassa nur noch eins
Doch dann kam „Pilote“, und die Chefredaktion wollte neben Piraten-, Piloten- und Wildwestgeschichten auch etwas Urfranzösisches. Diesen Auftrag bekam Goscinny. Uderzo war schon mit der von Jean-Michel Charlier geschriebenen Pilotenserie „Michel Tanguy“ im Heft vertreten, doch er wollte den treuen Freund nicht im Stich lassen, als der ihm das Konzept zu „Asterix“ vorstellte. Viel Zeit hatte man nicht, und deshalb fielen die ersten Seiten graphisch so kläglich aus. Den Lesern aber war das egal. Die gleichermaßen patriotische wie ironische Serie war von Beginn an die beliebteste in „Pilote“. Der Rest ist Geschichte.
Geschichte, die Geschichten machte. Einunddreißig weitere lange Abenteuer folgten bis 2005, ein letztes will Uderzo im Jahr 2009 zum fünfzigsten Geburtstag von „Asterix“ noch zeichnen. Damit rundet sich ein monothematisches Lebenswerk, denn der kleine Gallier hat all die Umpah-Pahs und Tanguys vergessen lassen, vom Rest ganz zu schweigen: Von 1966 an hat Uderzo, der künstlerische Tausendsassa, nur noch „Asterix“ gezeichnet. Als elf Jahre später Goscinny starb, übernahm er auch die Abfassung der Texte, doch dabei erwies er sich als Nullsassa. Dem Erfolg tat das keinen Abbruch und Uderzos Selbstbewusstsein schon gar nicht: Asterix ist Legende, und wer fragt bei Legenden schon nach der Wahrheit? Eine sieht so aus: Heute wird Albert Uderzo achtzig Jahre alt.
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF41441 … ntent.html
Eine sehr schöne Asterix-Fan-Seite:
http://www.comedix.de/lexikon/special/uderzo/index.php
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