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Hemma ![]() Moderatorin ![]() ![]() ![]() ![]() Status: Offline Registriert seit: 31.12.2009 Beiträge: 671 Nachricht senden |
![]() 1295 - 1366 Der Diener: Ach ja, lieber, schöner Herr, nun hat es mich oft herzlich verlangt, dich, gleich dem gerechten Simeon im Tempel, liebevoll in meine leiblichen Arme nehmen zu können: Ach ja, lieber Herr, und dich mit meinen Armen in Seele und Herz zu drücken, daß mir der geistliche Kuß deiner wahren Gegenwart so wahrhaftig zuteil geworden wäre wie jenem. Herr, jetzt sehe ich, daß ich dich ebenso wahrhaft empfange wie er, und noch viel herrlicher, da dein zarter Leib nun verklärt und frei von Leiden ist, der dort den Leiden unterworfen war. Ach, lieber Herr, darum - fühlte mein Herz aller Herzen Liebe, wäre mein Gewissen so rein wie das aller Engel, besäße meine Seele aller Seelen Schönheit, daß ich dessen durch deine Gnade würdig wäre - wollte ich dich heute mit solcher Liebe empfangen und dich in den Grund meines Herzens und meiner Seele senken, daß mich von dir weder Leben noch Tod scheiden könnte. Ach, lieber, teurer Herr, hättest du, meine auserwählte Freude, mir lediglich deinen Boten gesandt, ich wüßte in aller Welt nicht, wie ich ihn angemessen genug hätte empfangen sollen. Wie soll ich mich verhalten gegenüber dem selbst, den meine Seele liebt? Du bist doch das einzige Eine, in dem alles beschlossen ist, was mein Herz in Zeit und Ewigkeit begehren kann. Oder gibt es noch etwas, was meine Seele zugleich mit dir, doch außer dir begehrt? Ich will nichts sagen von dem, was gegen dich und ohne dich ist, denn das mißfiele mir. Nichts Schöneres als du für meine Augen, nichts Lieblicheres dem Munde, nichts Zarteres der Berührung, nichts Liebevolleres für mein Herz. Nichts, Herr, sehe noch höre ich, nichts empfindet meine Seele in allem Bestehenden, was sie nicht tausendmal liebenswerter in dir, meinem Erwählten, fände. Ach, teurer Herr, wie soll ich mich in meiner Verwunderung und meiner Freude dir gegenüber verhalten? Deine Gegenwart entzündet mich, deine Größe setzt mich in Schrecken, meine Vernunft will ihren Herrn ehren, mein Herz jedoch neigt sich liebend seinem einzigen Geliebten zu und will ihn liebevoll umarmen. Du bist mein Herr und mein Gott, mein Bruder und, wenn ich wagen darf es auszusprechen, mein mir in Liebe Angetrauter. Ach, welche Liebe und Wonne, welche Freude, welche Herrlichkeit besitze ich in dir allein... http://gedichte.xbib.de/gedicht_Seuse.htm Signatur "ich vermag alles in dem, der mich stärkt" (Phil 4,13). |
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