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Heidi unregistriert
| Erstellt am 17.02.2009 - 22:20 |  |
Als jahrzehntelanger Sigourney Weaver Fan, kam ich an diesem Film einfach nicht vorbei. Nun am WE konnte ich ihn noch einmal mit Anne und Bonnie genießen und da er auf dem gleichnamigen Theaterstück von Ariel Dorfman basiert, der auch Purgatorio geschrieben hat, denke ich, dass er vielleicht auch noch die eine oder andere von euch interessiert.
Bei der Beschreibung klaue ich erst mal bei Amazon (war bei Inhaltsangaben schon in der Schule immer zu ausschweifend
Ein Land in Südamerika, kurz nach dem Ende der Diktatur. Paulina Escobar (Sigourney Weaver) lebt zurückgezogen mit ihrem Mann Gerardo (Stuart Wilson), der als Anwalt und ehemaliges Mitglied des Widerstands die Menschenrechtsverletzungen des alten Regimes untersucht, in einem abgelegenen Haus an der Küste. Eines Abends, während draußen unablässig ein Unwetter tobt, Telefon und Strom einmal mehr ausgefallen sind, kehrt Gerardo in Begleitung eines Fremden, der ihn nach einer Reifenpanne mitgenommen hat, zurück nach Hause. Paulina wird von blanken Entsetzen erfaßt, glaubt sie doch in der Person des freundlichen und hilfsbereiten Arztes Dr. Roberto Miranda (Ben Kingsley) ihren Peiniger, der sie während ihrer Inhaftierung vor fünfzehn Jahren gefoltert und vergewaltigt hat, zu erkennen. Als der unliebsame Gast auch über Nacht im Hause der Escobars bleibt, beschließt Paulina, sich an ihm zu rächen und ein Geständnis aus ihm herauszupressen. Auch wenn ihre Beweise fragwürdig (sorry, sehe ich nicht so!)sind - während der Inhaftierung wurden ihr die Augen verbunden, so daß sie lediglich die Stimme, den Geruch, seine Vorliebe für Nietzsche-Zitate und Schubert-Quartette kennt - ist sie überzeugt, ihren Peiniger vor sich zu haben. Um die Wahrheit und die Beweggründe für seine Greueltaten herauszufinden, fesselt und mißhandelt sie den Arzt, der seine Unschuld beteuert und zudem angibt, zum fraglichen Zeitpunkt in Europa gearbeitet zu haben. Gerardo, der von seiner Frau gezwungen wird, ihr bei der Suche nach der Wahrheit zu helfen, ist zwischen seiner Liebe zu Paulina und seiner Abneigung gegen Gewalt, die sie auf die selbe Stufe wie einst das faschistische Regime stellt, hin- und hergerissen. Durch ihr hartnäckiges Schweigen hatte Paulina damals Gerardos Leben gerettet, erstmals erfährt er in dieser Nacht auch, welche unvorstellbaren ... (hier geht die Beschreibung nicht mehr weiter, ich übernehme also) Qualen Sie erleiden musst, um ihn zu schützen. Paulina hat nur diese eine Nacht, um ein Geständnis von Miranda zu bekommen und sie nutzt sie.
Der Film zieht durch seine Intensität vom ersten Moment an in seinen Bann. Am Ende blieb bei mir ein Misch-Masch von Gefühlen und Fragen. Hätte ich so handeln können wie Paulina es getan hat? Wie stark wäre ich? Gibt es in jedem Fall ein Recht auf Leben, auch wenn die Person dutzende Leben zerstört hat? Wie kann ein extrem starker und mutiger Mensch mit einem viel schwächeren Menschen zusammenbleiben, der sogar zugibt, dass er ihn in der gleichen Situation verraten hätte.
Vielleicht interessiert sich ja die eine oder andere für den Film. Ich lege auf jeden Fall mal einen Link zu Amazon. Und vielleicht können wir den Film ja auch im Zusammenhang mit Purgatorio diskutieren. Mir geht noch so einiges mehr dazu durch den Kopf, aber ich möchte erst mal nicht so viel schreiben, damit für die, die sich den Film ansehen möchten, nicht die komplette Spannung wegfällt.
[Dieser Beitrag wurde am 27.11.2009 - 23:45 von Heidi aktualisiert]
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tatjana Mathequeen
    

Status: Offline Registriert seit: 30.01.2008 Beiträge: 1571 Nachricht senden | Erstellt am 18.02.2009 - 13:56 |  |
ich werde mir den film besorgen
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Amil  Administratorin
         

Status: Offline Registriert seit: 13.06.2005 Beiträge: 26198 Nachricht senden | Erstellt am 18.02.2009 - 14:32 |  |
Dies ist einer der wenigen Filme, die vom ersten bis zum letzten Moment fesseln und den Zuschauer vollkommen in ihren Bann ziehen.
Schon noch wenigen Minuten konnte ich mich völlig mit Paulina identifizieren und auch, als ich noch nicht wusste, dass sie ein Folteropfer ist, habe ich ihre stete Anspannung, ihre Angst, Vorsicht, aber auch ihre Stärke gespürt.
Und sie war so sicher, dass er schuldig war, dass ich es auch war.
So fand ich ihre Schläge, die sie ihm zufügte auch adäquat.Ich hätte ihn mit jedweder Folter gequält, die er ihr angetan hatte.
Sein Theaterspielen, das Leugnen macht wütend und sein Schlusswort sprachlos. Danach hätte es für mich nur noch den Entschluss gegeben, ihn zu töten.
Das ewige Problem der Menschen von Verbrechen, Reue, Rache und Versöhnung wird hier wieder angesprochen. Und ich war nicht zwiespältig. Ich hätte ihn getötet, weil er den Tod verdiente. Unerfüllte Rache mag zerstörerisch sein, aber erfüllte Rache, wie in diesem Fall, bei einem klaren Tatbestand würde mich nicht zerstören.
Ich weiss, das klingt hart. Vieles kann ich nachsehen und vergeben, aber es gibt eine GRenze, wo das Unverzeihliche beginnt und da wohnt die Rache.
Dieser Film hat mich noch heißer gemacht auf Viggos Theaterstück. Auf der Bühne können diese Gefühle noch lebendiger und intensiver dargestellt werde, als der Film, wenn man nichts mehr hat, außer sich selbst, sein ambivalentes Innenleben, seine Erinnerungen und ein Gegenüber, ambivalent besetzt.
Falls ich jemanden geschockt habe, durch meine Offenheit - sorry. Aber ich stehe zu dem, was ich fühle, aus dem Bauch heraus.
Um es noch einmal zu wiederholen: hier geht es um rücksichtslosen Missbrauch, Missbrauch von Macht - und das hasse ich.
Und da ich eine Weile Schauspielunterricht hatte: die MEdea hat mich immer am meisten gereizt.
[Dieser Beitrag wurde am 18.02.2009 - 14:34 von Amil aktualisiert]
Signatur "Es ist für jeden gut zu reisen. Es ist vor allem gut, mit Kindern zu reisen, es ist ein guter Weg sie davon abzuhalten in den Krieg zu ziehen. Wenn du als Kind in einem fremden Land warst, ist es schwieriger für dich, dich davon zu überzeugen, dass es o.k. ist, dieses Land zu bombardieren." VPM |
Salome Double agent
      

Status: Offline Registriert seit: 31.05.2006 Beiträge: 4523 Nachricht senden | Erstellt am 18.02.2009 - 19:27 |  |
Mich hat dieser Film auch erfüllt. Auf der einen Seite eine Frau, die grausame Folter ertragen hat, um ihren Mann zu schützen, der ein Weichei ist und auf der anderen Seite ein Arzt, der die Aufgabe hatte aufzupassen, dass die Gefangenen bei der Folter nicht starben und seine eigenen Lust am Foltern und am Missbrauch entdeckte.
Starke Gegner, der eine auf der Seite des Rechts und der Andere auf der Seite des Unrechts. Dazwischen der Mann, der ständig die Seiten wechselt.
Sie bleibt die Starke. Auch als er bedauert, nicht mehr foltern zu können, weil es soviel Spass machte, schenkt sie ihm das Leben.
Und wie lebt sie weiter? Stolz, aufrecht, ungebrochen, aber voller Schmerz und voll übler Erinnerungen.
Und wie lebt er weiter? Er beobachtet sie und spielt den liebenden Familienvater.
Ich hätte mir diesen Anblick erspart und ich hätte
andere davor bewahrt, dass ihnen das Gleiche geschieht und ich hätte meine Rache gewollt.
Wie Anne denke ich, dass es eine Grenze gibt, bis zu der man ertragen kann, ohne zurückschlagen zu müssen.
Sie hätte sich der Begegnung entziehen und einfach weggehen können, aber das tat sie nicht. Sie stellte sich
Ich denke nicht, dass sie ihm vergeben hat, aber sie hat ihn erlebt, geifernd in der Erinnerung an all die Misshandlungen und dennoch so armselig in seiner
schmuztigen Gier.
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spatz blau-rote Krähe
   

Status: Offline Registriert seit: 06.05.2008 Beiträge: 927 Nachricht senden | Erstellt am 19.02.2009 - 19:47 |  |
Ich habe den Film gesehen und war gleichfalls gefesselt. Pauline fand ich sehr mutig und ihr Mann hat mich mit seiner Feigheit angekotzt.
Der Arzt war schuldig ohne Zweifel.Ich hätte ihm Folter gewünscht, aber ich hätte es nicht selbst tun können und ich hätte ihn auch nicht töten können, obwohl ich das Gefühl hatte, es wäre richtig gewesen.
Ich bin nicht wie Pauline, ich bin eher feige. Vor der Auseinandersetzung wäre ich geflohen.
Und meinen Mann hätte ich verlassen.
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Amil  Administratorin
         

Status: Offline Registriert seit: 13.06.2005 Beiträge: 26198 Nachricht senden | Erstellt am 27.03.2011 - 22:46 |  |
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Signatur "Es ist für jeden gut zu reisen. Es ist vor allem gut, mit Kindern zu reisen, es ist ein guter Weg sie davon abzuhalten in den Krieg zu ziehen. Wenn du als Kind in einem fremden Land warst, ist es schwieriger für dich, dich davon zu überzeugen, dass es o.k. ist, dieses Land zu bombardieren." VPM |