Uriel Administrator
Status: Offline Registriert seit: 05.06.2009 Beiträge: 969 Nachricht senden | Erstellt am 27.09.2009 - 23:08 | |
Zunächst astronomisch der vom blauen Firmament begrenzte Ort, wo die Sterne ihre Bahnen ziehen. Die Hl. Schrift schildert die Schöpfung von Himmel u. Erde nach dem Weltbild der Antike, wo die Erde im Mittelpunkt steht u. über ihr sich die Halbkugeln der verschiedenen Himmel aufbauen. Man dachte sich diese als den Wohnsitz bestimmter Geisterwesen. Im theolog. Sinn bezeichnet Himmel keinen bestimmten Ort im Weltall, sondern dieser Himmel ist dort, wo Gott ist u. wo die seligen, verklärten Menschen zusammen mit den geschaffenen Geistern in Gott wahrhaft glücklich leben. Damit ist nichts über einen natürl. Ort gesagt. Wenn vom Himmel die Rede ist, meint die Kirche vor allem den einzigartigen Zustand der verklärten Menschen, die freilich als Geschöpfe an einem Ort weilen müssen. Gott allein bestimmt ihn, für uns ist die Frage nach dem Wo im Grunde überflüssig. Die Neuzeit hat sich ein von der Antike u. der Hl. Schrift verschiedenes Weltbild erarbeitet. Manche glauben damit auch das Gottesbild u. den Himmel der Schrift ablehnen zu müssen. Auch wenn die Grenzen des Weltalls immer weiter hinausgeschoben werden, bleibt Gott; er wird von nichts verdrängt, aber er durchdringt alles. Das Sprachbild vom Himmel soll nur die Hoheit u. die Würde Gottes, die alles Irdische unendlich übersteigt, andeuten. In den Himmel kommen bedeutet nicht, an einen bestimmten, bes. schönen Ort gelangen, sondern zu Gott kommen u. zwar so, wie er sich nur den von Schuld u. Strafe freien Gerechten nach ihrem Tode bzw. nach ihrer Auferstehung in unerhörter Selbsterschließung schenkt. Da der Himmel dort ist, wo Gott ist, u. Gott überall sein kann, oben u. unten, außerhalb der Erde u. in der Erde, kann auch der Himmel überall sein. Somit wird die kath. Lehre vom Himmel von keinem irgendwie gearteten naturwiss. Weltbild bedroht.
Viel wichtiger ist die Frage: Was ist der Himmel? Da Gott selbst den Himmel ausmacht u. Gott für uns ein undurchdringl. Geheimnis ist, ist auch der Himmel ein Geheimnis. Himmel ist der Zustand der vollkommenen Gottesherrschaft. Diese bedeutet für den freien Menschen zugleich den Zustand der erhabensten, beglückendsten Seligkeit. Seligkeit findet sich dort, wo das Gute in unbeschränkter Fülle für ewig genossen wird; Gott aber ist das Gute schlechthin, das Gute in Person.
Die Gottesgemeinschaft des Himmels wird vermittelt durch Christus. Was der Christ im Glauben nur unscheinbar beginnt, das beglückende Leben in Christus wird dort offen gelebt. Die Seligen finden in Christus zugleich die erhabenste Person, zu der sie in hinreißender Verehrung aufblicken: denn auch die menschl. Natur Christi ist wesentlich heilig. Die durch Christus vermittelte Gottesgemeinschaft schildert die Hl. Schrift unter dem Bild eines königl. od. hochzeitl. Mahles. Die Menschen im Himmel sind Tischgenossen Gottes, sie haben Teil an der Fülle des Glückes. Es ist ein Freudenmahl, weil Gott selbst zugegen ist. Schon das ird. Mahl bringt irgendwie die Menschen zur Feier u. in Gottesnähe. Die Tischgenossen sitzen sich gegenüber u. vereinen sich im frohen Beschenktwerden. Die Vollendeten im Himmel schauen Gott, den Dreieinigen, von Angesicht zu Angesicht (1 Kor 13, 12), so wie er in sich ist, ohne Bild, ohne Vermittlung. Dazu ist der Mensch an sich nicht imstande. Gott schenkt ihm das Glorienlicht, eine Erhöhung seiner geistigen Kräfte, die, dergestalt gehoben, Gott in unerhört tiefer Weise umfassen können. Diese beseligende Gottesschau bildet den Kern der Himmelsseligkeit: „Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den allein wahren Gott" (Jo 17, 3). Auch der Leib des Menschen wird im Himmel überstrahlt sein von der Lichtherrlichkeit seiner Seele. Dieses Schauen Gottes vollzieht sich nur in gegenseitiger Selbsterschließung, d. h. in der Liebe. In inniger Liebesbewegung blickt Gott auf den Menschen, der von Gott erhoben u. beseligt in Liebe antwortet. Diese Gemeinschaft begründet eine restlose Glückseligkeit, da Gott, das höchste Gut, gegenwärtig ist. Dieses ineinanderversinkende Schauen ist nicht stumm. Ein Mahl vollzieht sich im gegenseitigen Nehmen u. Geben, im Gespräch. Gott Vater spricht durch den Sohn im Hl. Geist zu den Gerechten. Dabei bleibt Gottes undurchdringl. erhabenes Geheimnis. Anbetend neigen sich die Seligen vor diesem Geheimnis. Johannes schildert diesen Gottesdienst anschaulich im 4. Kap. der Geheimen Offenbarung. Die Seligen des Himmels bilden ein geordnetes Ganzes, ähnlich einer Stadt von unerhörter, äußerer Pracht, aber auch von innerer Einheit u. sinnvoller Gliederung. Die innere Einheit der Heilsgemeinde gründet in der Zugehörigkeit aller Erwählten zum Menschensohn, der Mittel punkt, Haupt u. Glied zugleich ist. So vieles, was an Liebe u. Freundschaft unerfüllt auf Erden blieb, durch Schwäche, Enge u. Eifersucht, wird nun vollendet. Weil die Liebe zum Nächsten, auch zum Feind, schon auf Erden die Anfangsstufe zur Gerechtigkeit ist, wird im Himmel erst recht Liebe zu allen u. unter allen herrschen über alle Enttäuschungen u. Grenzen hinweg. Die von der Natur gegebene Ordnung der Liebe wird nicht zerstört, sondern verklärt. Die Seligen bewahren sich ein lebhaftes Interesse an denen, die auf Erden mit ihnen verbunden waren (Lk 19, 9). Das wesentl. Glück, eben Gott liebst, ist allen Seligen in gleicher Weise zuteil. Es gibt unter ihnen Rangstufen, aber sie sind nebensächl. Art. Es gibt Selige, die an der Herrschaft Christi mehr Anteil haben als andere. Das sind die Patriarchen (Mt 8,11), die Apostel, die Propheten des Neuen Zeitalters (Mt 5, 2), die Märtyrer (Mt 10, 3 5) u. die Lehrer der Gerechtigkeit (Mt 10,14). Der Lohn im Himmel bemisst sich nach den Werken. Diese Unterschiede beeinträchtigen nicht die Einzelvollendung der Seligen. Sie haben das Leben, sie haben sich selbst gewonnen (Lk 9, 25). In Gott stimmen sie der ganzen Ordnung zu. Sie sind tätig, weil sie herrschen (Lk 19,17); sie erleben seligen Frieden, weil sie ruhen (Lk 12, 37). Sie stehen mit den Engeln auf einer Stufe. Der Leib verliert seine Erdenschwere u. wird durchscheinend für die Seele. Die Seligen leuchten gleich einer Sonne (Mt 13, 43) — ein Ausdruck für ihre unvergleichl. Ehre! Die Seelen sind unfähig zu sündigen, weil sie ihren Willen nicht mehr von Gott abwenden können, den sie unverhüllt schauen. Die Geheimnisse der Offenbarung werden einsichtiger, weit über das irdische Glauben hinaus. In Gott schaut der Selige alles das, was die ewigen Ideen Gottes für ihn enthalten. Er sieht auch jene Vorgänge, die sich im Fegfeuer u. auf Erden abspielen, soweit sie ihn persönlich berühren. Der Himmel ist zugleich Gnade u. Lohn. Er ist verdient, jedoch mit der Kraft, die Gott aus freier Liebe zuvor schenkte. Er ist kein klingender Lohn, er bietet vielmehr höchste Güte u. Wahrheit. Im Himmel gibt es keine irgendwie gearteten Übel mehr. Schon im Begriff der wahren Seligkeit muss auch die Unwandelbarkeit gegeben sein.
Ein Glück, das endigt, ist kein wahres Glück. Der Zustand der Seligen dauert ewig. Christus spricht von den ewigen Zeiten (Lk 16, 9), Johannes vom ewigen, ganz anderen Leben im Himmel.
[Dieser Beitrag wurde am 27.09.2009 - 23:09 von Uriel aktualisiert]
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AnnaElisa Moderatorin
Status: Offline Registriert seit: 06.06.2009 Beiträge: 963 Nachricht senden | Erstellt am 17.08.2010 - 23:43 | |
Wie die Engel im Himmel
Von P. Gabriel Baumann
Wie wird es im Himmel sein? Werden wir auch unsere Verwandten sehen? Werde ich bei meinem Ehepartner sein? Warum stellen wir diese Fragen? Weil es schwer ist, sich den Himmel vorzustellen, und weil eine begründete "Neugier" uns beseelt. Andere haben ein wenig Angst: Wenn der Himmel in der Schau Gottes besteht, wie werde ich dann Zeit für meine Verwandten haben? Werden wir fähig sein, etwas anderes zu "tun" als Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen? Wird es uns überhaupt "erlaubt" sein, etwas anderes zu tun? Einige Gläubigen scheinen zu glauben, wir würden alle auf dem Hauptplatz versammelt sein und alle nebeneinander wie Sardinen in einer Dose nach oben zu Gott schauen!
Eines ist klar: Unsere Vorstellungen reichen nicht aus, um diese Wirklichkeit angemessen zu beschreiben. Da liegt unser Problem: Wir versuchen, uns den Himmel mit unserer Einbildungskraft vorzustellen! Unsinn! Der Feind des Denkens ist eben die Phantasie. Der Himmel muss geistig angegangen werden, nicht mit den Bildern unserer Einbildungskraft.
Zunächst ist die Dreifaltigkeit nicht irgendwo im Himmel, sondern sie ist der Himmel, denn der Himmel ist vor allem und zunächst ein Zustand: Zustand der Schau Gottes und der Liebe Gottes und der Seligkeit in Gott. Alles das ist rein geistig. Unsere sinnliche Phantasie muss davor kapitulieren. Gott wird sich uns mitteilen durch das "Lumen gloriae," d.h. er wird unseren Verstand selber und direkt erleuchten, geistig, von innen her, und deswegen werden wir ihn kennen, wie er ist, und nicht durch das erschaffene Licht des Glaubens. Es ist wahr, dass die Seligkeit, die uns in diesem Zustand erfasst, so ergreifend sein wird, dass wir grundsätzlich nichts anderes vermissen oder brauchen werden, wie ein Mensch in Ekstase an nichts anderes denkt als an das, was er sieht. Die Schau Gottes ist auch unsere hauptsächliche und wesentliche Belohnung: Wir haben Gott auf Erden über alles geliebt (sonst wären wir nicht in den Himmel gekommen), so dass wir ihn in der Ewigkeit tatsächlich in unermesslicher Weise lieben werden, ohne Zerstreuung.
Es ist aber nichtsdestoweniger wahr, dass wir gleichzeitig ein menschliches Leben führen werden. Damit meine ich nicht wie auf Erden, sondern – endlich – unserer Würde entsprechend, und nicht nach den irdischen Bedürfnissen: Wir werden kein Haus mit Dach und Heizung haben, weil uns nie mehr kalt oder heiss sein wird; wir werden nie mehr essen oder schlafen müssen: Im Himmel verliert man keine Zeit für solche Nebensächlichkeiten, man hat auch keineswegs das Bedürfnis danach. Eheleute werden keine ehelichen Beziehungen mehr haben – wozu? Wir werden keine Geheimnisse haben, keine Furcht vor den Nachbarn: Alles, was wir denken und sagen werden, wird schön, gerecht, klug und lieb sein (man kann nur davon träumen!). Aber wir werden miteinander sein, miteinander uns freuen, einander zugeneigt sein, uns gegenseitig lieben in unaussprechlicher Weise. Und da unser Leib ein Hindernis werden könnte, um uns zu unserem Schutzpatron oder zur Mutter Gottes oder zu unseren Verwandten zu begeben, gibt uns Gott einen verklärten Leib, mit welchem wir schnell wie der Blitz von einer Ecke der Welt zur anderen "fliegen" können, denn es wird eine neue Erde und einen neuen Himmel geben, wie uns der hl. Petrus verspricht (2 Petr 3,13).
Aber wie werden wir gleichzeitig Gott schauen, uns in unermesslicher Weise freuen und wie in Ekstase sein, und gleichzeitig mit den anderen Menschen "menschlich" leben? Widerspruch?
Aber das tun die Engel schon jetzt: Unser Schutzengel kümmert sich immer um uns, ist immer bei uns, und gleichzeitig sieht er Gott von Angesicht zu Angesicht : "Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters" (Mt 18,10). Das eine hindert das andere nicht. Toll, nicht wahr?
Signatur » Opfert euch auf für die Sünder und sagt oft, besonders wenn ihr ein Opfer bringt: O Jesus, aus Liebe zu Dir, für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne für die Sünden gegen das Unbefleckte Herz Mariens!« |
VIAVERITAS römisch-katholisches Forum
Status: Offline Registriert seit: 12.06.2009 Beiträge: 566 Nachricht senden | Erstellt am 22.06.2011 - 01:09 | |
Es gibt einen Himmel oder ein ewiges Leben, in welchem die Gerechten endlos an der Seligkeit Gottes teilnehmen.
Das Apostolikum und die folgenden Symbole bekennen: Ich glaube an das ewige Leben („vitam aeternam"). Häresien über den Himmel brauchte die Kirche bislang nicht zurückzuweisen, nur einen Streit über den Eintritt der „visio beatifica" hatte sie zu schlichten. Benedikt XII. erklärte, dass die Seelen der Heiligen im Himmel sind und „das göttliche Wesen schauen, welches sich ihnen unverhüllt, klar und offen darbietet" („divina essentia immediate se nude, clare et aperte eis ostendente"), und dass sie dadurch wahrhaft glücklich sind.
Die alttestamentliche Eschatologie ist noch sehr dürftig. Doch weiß Weish. 3, 1—8; 4, 2; 5, 16 f. und Dan. 12, 2 f. von einer Seligkeit der verstorbenen Gerechten.
Christus redet vom Himmel meist in Bildern. Man wohnt dort wie im Vaterhause, sättigt sich an der Tafel Gottes, die in Lichtglanz und Freudenklang gefeiert wird. Der himmlische Hausvater lässt die Seinen in uneingeschränkten Verkehr mit sich treten und belohnt sie so für ihre Dienste. Doch hält sich der Herr fern vom Millennium der jüdischen Apokalyptik, indem er Ehe und Fortpflanzung ablehnt: sie werden „wie Engel" sein (Matth. 22, 30) und das ewige Leben in der Gotteserkenntnis besitzen (Joh. 17, 3).
Paulus: Der Himmel ist für uns jetzt noch ein Geheimnis (1 Kor. 2, 9), sicher aber ewiges Leben bei Gott (Röm. 2, 7; 5, 21; 6, 22. Gal. 6, 8. 1 Tim. 4, 8. Tit. 3, 7) und göttliche Herrlichkeit (Röm. 8, 18. Kol. 1,27. 1 Tim. 1,11. Hebr. 2,10). Nach Johannes ist noch nicht offenbar, was wir sein werden. „Wir wissen aber, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er erschienen sein wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist" (1 Joh. 3, 1 f. 14; vgl. 1 Joh. 1, 5 7).
Auch die Kirchenväter bekennen, dass die Engel und Seligen im Himmel ein Leben der Freude und Seligkeit führen, ohne nähere Aufschlüsse geben zu können. Die thomistische Scholastik behandelt die Seligkeit unter dem Gesichtspunkt der Gotteserkenntnis, die scotistische unter dem der Liebe. Beide Ansichten müssen vereinigt werden. Auch Thomas schreibt: Besser ist Gottesliebe als Gotteserkenntnis (S. th. 1, 82, 3). Die himmlische Unsündlichkeit folgt aus beiden, aus der Erkenntnis wie aus der Liebe; am sichersten aus der Liebe. Dass die Seligkeit bei substantieller Gleichheit doch akzidentell verschieden ist, d. h. nach den Verdiensten abgestuft, ist klare Lehre der Schrift und Tradition. Eine Zunahme der Seligkeit nach der Auferstehung ist gewiss; es fragt sich, wie sie zu erklären ist. Während Thomas von Aquin in seinem Sentenzenkommentar nicht nur für eine extensive, sondern auch intensive Vermehrung derselben eintritt, verteidigt er in der „Summa" exklusiv die erstere allein (S. th. 1, 2, 4, 5). Nach der „sententia communis" empfangen drei Arten von Seligen eine spezielle Belohnung, welche bildlich Aureole heißt, und zwar die Märtyrer gemäß Offb. 7, 14 f., die Jungfrauen gemäß Offb. 14, 4 f., die Lehrer nach Dan. 12, 3. Thomas führt schön aus, wie sie einen dreifachen Kampf bestanden mit der Welt, dem Fleische, dem Teufel (Suppl. 96, 1—11).
Das Wo des Himmels kann nicht lokal, aber dem Sein und Werte nach bestimmt werden: er ist in Gott. Die Schrift enthält das ihr von der Kritik aufgebürdete „dreistöckige Weltbild" an keiner Stelle. Die Einwürfe Haeckels und anderer Monisten treffen uns nicht; wenn wir Gott und seinen Himmel über uns suchen, so drücken wir damit die Empfindung aus, dass er vollkommener ist als alles Irdische.
Die Verehrung der Heiligen wurde vom Tridentinum gegen die Protestanten sichergestellt: Es ist „gut und nützlich, sie um ihre Fürbitte anzurufen" (D. 984 998). Dabei wird zugleich die gegenseitige Beziehung der Heiligen zu den Gläubigen ausgesprochen: die Heiligen bitten für die Gläubigen, und diese verehren jene und rufen sie an. Die Heiligen Verehrung („cultus duliae") ist wesentlich verschieden von der Gottesverehrung („cultus latriae"). Dieser Kultus ist ein absoluter, in Gottes aseitarischer Vollkommenheit gründender; jener ist ein relativer, auf von Gott geschenkten Vorzügen beruhender. Deshalb ist die Gottesverehrung heilsnotwendig, die Heiligenverehrung ist erlaubt und nützlich, aber freigestellt.
Schon der Alte Bund ehrte die „Väter" und vererbte ihren Ruhm „von Geschlecht zu Geschlecht" (Sir. 44,14 f.; Kap. 44—50. 2 Makk. 15, 12 ff.). Auch Christus redet mit Hochachtung von den israelitischen Vätern (Matth. 23, 2 f. Mark. 7,10; 10, 3;. 12, 26. Joh. 5, 45 f.; 7, 23). Die Apostel stellen sie vielfach als sittliche Muster vor (Röm. 4,1 ff. Abraham. 2 Petri 2, 5 Noah. Jak. 5, 11 Hiob: vgl. auch Hebr. 11, 1 ff.). Anrufungen der Heiligen aber lassen sich von der Schrift nicht belegen.
Erst in der Tradition tritt die Heiligenverehrung auf und entwickelt sich allmählich zur Anrufung etwa seit 250 (Kirsch 47 ff.). Propheten, Apostel und Märtyrer waren die ersten Klassen von Heiligen in der Kirche. Später traten noch die Bekenner und Jungfrauen dazu. Im Mittelalter wuchs die Heiligenverehrung und die Unterscheidung ihrer Einflusssphären entwickelte sich oft in ungesunder Weise, so dass das Tridentinum Anlass zur Beseitigung von Missständen hatte.
Reliquienkult: „Erlaubt und nützlich" ist es auch nach dem Tridentinum, die Reliquien der Heiligen zu verehren (D. 985). Auch hierfür ist die Schrift nicht herbeizuziehen. Doch lässt sich hinweisen auf Beispiele, wo durch „Schweißtücher und Gürtel" des Apostels Paulus Kranke geheilt wurden (Apg. 19,11 f.), wie ähnlich schon durch die Gebeine des Elisäus eine Totenerweckung stattfand (4 Kön. 13, 21), und sogar durch den „Schatten" des Petrus Heilungen bewirkt wurden (Apg. 5, 15).
Der Reliquienkult entwickelte sich aber in der Kirche erst mit dem Heiligenkult. Bemerkenswert ist hier das Martyrium des hl. Polykarp, wie überhaupt die Märtyrerakten. Im Mittelalter (Kreuzzüge) stellten sich auch hier Missbräuche ein; die Kirche musste Fälschungen, Reliquienhandel und Reliquiendiebstahl entgegentreten; bis in die Zeit Leos XIII. Es besteht bezüglich der Echtheit keiner Reliquie eine Glaubenspflicht, auch dann nicht, wenn sie auf Altären ausgestellt oder zur Verehrung mit Feierlichkeit dem Volke gezeigt werden, wie das von Zeit zu Zeit zu geschehen pflegt. Selbstverständlich ist auch hier der Kult ein relativer, kein absoluter.
Die Verehrung der Bilder: Auch diese wurde gegen rohe Bilderstürmerei von dem Tridentinum für „erlaubt und nützlich" erklärt (D. 986; vgl. das zweite Nizänum, D. 302 ff. u. 337). Der Aberglaube, „als liege in ihnen irgendetwas Göttliches oder eine Kraft, um derentwillen sie zu verehren seien", wird als Götzendienst abgewiesen. Dabei wird aber der Nutzen der echten Bilderverehrung hervorgehoben, sofern sie auf das Volk einen belehrenden und erbaulichen Einfluss auszuüben geeignet sind.
Der Alte Bund (AT) verbot das religiöse Bild, um sich gegen das Heidentum zu schützen. Dieses Verbot wirkte auch für die ersten christlichen Jahrhunderte nach, in denen dieselben Gefahren bestanden. Heidnische religiöse Bilder wies die Kirche ganz ab, gegen profane Kunst war sie zurückhaltend; christliche Kunst pflegte sie. Vor allem hat das religiöse Bild didaktischen und erbaulichen Wert. Von 400 ab dachte man das Bild in gewisser geheimnisvoller Beziehung zum dargestellten Gegenstande und damit entstand der Bilderkult. Im Morgenlande (Basilius) hatte das Bild stets eine größere Bedeutung als im Abendlande, doch wuchs diese auch hier im Mittelalter. Immer aber geht die rechte Verehrung, die den Bildern erwiesen wird, zurück auf das Urbild, das sie darstellen, sagt das Tridentinum (D. 986).
Die Gemeinschaft der Heiligen, die schon das Apostolikum bekennt, ist der dogmatische Untergrund für die bisher berührten kirchlichen Übungen und Sitten. Alle Erlösten und in Christus Geheiligten stehen mit ihrem mystischen Haupte und durch dasselbe untereinander in einer innern übernatürlichen Lebensgemeinschaft. Christus ist der Weinstock, die Gläubigen sind die Rebzweige (Joh. 15, 9 ff.). Diese ziehen nicht nur vom Stamme Saft und Kraft, sie leiten auch untereinander die empfangenen Kräfte weiter. Im whgjdfdeVaterunser lehrt uns der Herr ein Gemeinschaftsgebet. Auch die Engel erfreuen sich am Fortschritt der Kirche (Luk. 15, 10). Paulus hat das Beispiel, die Kirche als lebendigen Organismus zu verstehen, noch weiter ausgedeutet (Röm. 12, 4 f. 1 Kor. 12, 25 ff. Kol. 1, 18 ff.). Er denkt sich die Himmlischen, Irdischen und Unterweltlichen zusammengeschlossen zu einer Einheit des Glaubens und des Kultes unsres Herrn Jesu Christi (Phil. 2, 10 f.). Er mahnt zum Gebet füreinander an vielen Stellen seiner Briefe. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn der Glaube an die Gemeinschaft der Heiligen oder Gläubigen schon im Apostolikum seinen Ausdruck fand.
Augustinus war es, der in seinem „Gottesstaate" am eingehendsten das Wesen dieser Gemeinschaft der Kirche im Himmel und der Kirche auf Erden erörterte; auch die Verstorbenen zog er schon in diese Gemeinschaft, da ihrer ja „am Altare Gottes in der Einheit des Leibes Christi gedacht wird" (Civ. Dei 20, 9, 2). Das Wesen dieser Einheit liegt darin, dass alle ein und dasselbe Haupt haben, alle am selben Geiste teilnehmen, alle die gleichen Mittel der Wahrheit und Gnade haben, alle von den Früchten des einen Messopfers und der Gebete genießen, ja sogar an den Verdiensten und Genugtuungswerken der Gemeinschaft einen gewissen Anteil haben. Selbst den Verstorbenen werden diese Wohltaten in Darbringung des Messopfers und in Fürbitten und Ablässen zugewendet.
Es gibt keine Wahrheit, in welcher so viele sittliche Kraft liegt, als in der vom Himmel. Aber es gibt auch keine Wahrheit, deren Ausdruck so kurz, man könnte sagen, so wortlos ist, wie die vom Himmel. Und doch enthält sie für uns alles, worauf wir hoffen, wonach wir verlangen; alles, wodurch unser höchstes Sehnen zur Ruhe kommen soll. Der Himmel ist für uns gleichbedeutend mit Gott. Wir gehen in den Himmel ein, d. h. wir gehen ein in die Gottheit. Wir werden die Freuden des Himmels genießen, d. h. wir werden teilnehmen am Leben Gottes. Wir durchwandern die Räume der Ewigkeit, d. h. wir ergehen uns in die Größe Gottes. Wir speisen an der Tafel des himmlischen Mahles, d. h. unser Geist wird gesättigt durch die Erkenntnis der göttlichen Vollkommenheiten. Wir trinken den erquickenden Becher der Seligkeit, d. h. Gott erfüllt uns mit dem Wonnetrank seiner eigenen Liebe. Wir gehen ein in die ewigen Wohnungen, d. h. wir werden uns bei Gott finden wie bei unsrem Vater, der zwischen sich und seinen Kindern keine Schranken mehr bestehen lässt. Er drückt sie alle an sein Herz: er nimmt sie alle in den Schoß seiner Gottheit auf. Er schenkt ihnen das ewige Leben: er durchdringt sie mit der Kraft der Ewigkeit, die in sich selbst gründet und auf sich selbst beruht. Er schenkt ihnen die Verklärung: er entreißt sie der ständigen Wandelbarkeit der irdischen Geschöpfe und vergeistigt durch und durch ihr Wesen. Er führt sie in die Gemeinschaft der Heiligen ein: er reinigt sie von aller Dissonanz der Natur und hält weit von ihnen fern, was immer Zwiespalt und Unfrieden entfachen könnte. Alle bösen Mächte sind zurückgeblieben, sie haben ihr böses Werk auf Erden beendet und sind nun auch ihrerseits versammelt an ihrem eigenen Orte, wenn das Jüngste Gericht stattgefunden hat und das bedeutet die große Scheidung zur Rechten und zur Linken Gottes. Einheit und Harmonie ist die Signatur der Seligen. Und zwar nicht mehr eine erkämpfte, errungene Einheit, die auf Einigung beruht, sondern gegebene Einheit, die durch sich selbst besteht, weil Gott ihr Grund und ihr Pulsschlag ist. Und das Ganze wird dann „ein Tag sein", sagt Augustinus, „welcher keinen Abend mehr hat… Da werden wir feiern und schauen, schauen und lieben, lieben und preisen. Ja wahrhaftig, so wird es sein am Ende ohne Ende." Und so fügt der große Schüler Augustinus’, Newman, diesem Gedanken hinzu: „Alles das wird uns ein ewig Neues und steter Anfang sein. . . . Am Ende von Millionen Jahren werde ich dich, o Gott, noch so wenig erkennen, dass ich nur erst zu beginnen mir erscheinen werde. Am Ende von Millionen Jahren werde ich in dir dieselbe, ja größere Süßigkeit empfinden als im Anfang und werde nur erst am Beginne scheinen, deiner zu genießen. Und so in Ewigkeit weiter werde ich immer ein kleines Kind bleiben, das beginnt, belehrt zu werden in den Anfangsgründen über deine Unendlichkeit, Du göttliches Wesen."
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„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich!“ (Joh 14:6)
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