Elliz unregistriert
| Erstellt am 10.11.2010 - 17:54 |  |
Mein Freund hatte Geburtstag. Am 30.10. und seine Familie musste arbeiten, zum Klassentreffen, zu wasauchimmer. Also beschlossen wir, uns ein schönes Essen zu gönnen und sowohl seine als auch meine Familie zu Geburtstag und Einweihung am 01.11. zu verköstigen.
Um das ganze Volk zu bekochen und bebacken mussten wir einkaufen. Ich weiß, dass vor Feiertagen immer gut was los ist, schließlich gibt es anschließend nix mehr und alle Menschen müssen verhungern. Wobei es dieses Mal nicht so dramatisch sein konnte, schließlich hatte das Nachbarbundesland Hessen keinen Feiertag.
Durch Peters Arbeit (ich nenne den netten Mann jetzt und für alle Zeit in diesem Forum einfach Peter) kamen wir erst um vier Uhr zum Globus. Auf den Andrang waren wir nicht vorbereitet, und ich konnte uns nur mit einem gewagten Manöver in eine andere Straße lotsen um von dort aus einen Zugang zum Supermarkt zu finden. Es klappte. Es klappte sogar noch mehr, denn wir fanden sofort einen Parkplatz.
Peter schnappte einen Einkaufswagen, mein Zettel war geordnet, und wir gingen strategisch vor. Es lief gut, wir waren fast fertig. Es fehlten noch Mascarpone für den hochkomplizierten und zutatenintensiven Kuchen als auch Gyros für die Gyrossuppe. Gyros war aus. Naja, gut, sie können uns noch was schneiden, würzen müssen wir selbst. Ich bin kein Koch, ich kann nicht ad hoc entscheiden, dass ich etwas anderes koche oder backe. Würzen wir halt selbst.
Unser Tisch im Restaurant war auf acht, halb neun bestellt. Kurz nach halb acht standen wir vor unserer Haustür, das Auto beladen bis zum Krachen, kein Parkplatz vorhanden. Während Peter den Warnblinker anstellte und sich ständig panisch nach kommenden Autos umsah, parkte ich mitten auf der Straße, und wir luden aus. Und luden aus und luden aus. Der junge Türke, der gerade angefahren kam, grinste nur und winkte uns zu, wir sollten uns Zeit lassen. Natürlich ging der Kofferraum nicht zu, auch ich wurde hektisch. Ein letzter Knall, rein ins Auto, einmal um den Block. Ein zweites Mal, ein drittes Mal - ich übergab an Peter.
Während er nun eine weitere Viertelstunde um einen Parkplatz kämpfte, schleppte ich einen Teil des Einkaufs in den dritten Stock, würzte das Gyros und hatte das Gefühl, nichts anderes mehr riechen zu können als rohes Fleisch.
Endlich kam Peter, der - im Wissen, dass die Politessen nicht mehr unterwegs waren - das Auto sonstwo geparkt hatte, mit dem ganzen Wein die Treppen hoch gekeucht. Wir ließen alles stehen und liegen und zogen uns um. Da ein besonderer Tag war, griff ich nach meinem 70er-Jahre-Rock, dazu die Jackie-O.-Jacke, die neuen Pumps und natürlich die Halterlosen. Ich mag keine Strumpfhosen. Peter strahlte mit weißem Hemd, Blazer und unglaublichem Hunger in den Augen. Es ging los.
Als wir die Treppe hinter uns hatten, merkte ich, dass der linke Halterlose tatsächlich haltlos war. Ich lief zurück, wechselte, lief die Treppe wieder herunter. Jetzt aber. Wir waren noch nicht weit gekommen als der rechte den Halt verlor. Doch es gab kein Zurück. Ich kniff den Strumpf durch den Rock und hielt in fest, schließlich würde ich in den nächsten Stunden nur noch sitzen, und wankte neben Peter her. Der Mann amüsierte sich köstlich, ich nicht.
Im Restaurant war Hochbetrieb. Die Getränke kamen schnell, das Essen ließ auf sich warten. Der Wirt, Amedeo, ein sehr freundlicher junger Mann, beeilte sich, wo er konnte, lachte mit uns und auf irgendeine Bemerkung hin, sagte er zu Peter "Papa". Das Paar am Nebentisch amüsierte sich über diese Verwandschaftsverhältnisse, wir sprachen über die Tische hinweg, und schlossen uns dann zusammen. Es war ein sehr, sehr angenehmer Abend - wein- und geschichtenselig, einfach schön.
Hätte Peter nicht sonntags zum Turnier müssen, wären wir sitzen geblieben. So gingen wir als es am Schönsten war. Mein Strumpf hatte wohl nicht bemerkt, dass wir wieder liefen, denn er versuchte gar nicht erst zu rutschen. Mir war wohl noch nach "auf dem Tisch tanzen" in einer Metal-Kneipe, aber Peter meinte, die würden mich mit meiner Blümchenhandtasche gar nicht erst reinlassen. Da ich weiß, dass er sich für diese Tasche fremdschämt, gab ich nach, ihm einen Kuss, und Frederik ging mit Pickeldi nach Hause.
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