Uriel Administrator
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Das Fegefeuer ist der Ort oder der Vorgang der Läuterung für diejenigen Seelen, die zwar in der Gnade Gottes geschieden, aber mit noch nicht getilgten lässlichen Sünden u. nicht gebüßten zeitl. Sündenstrafen behaftet, vor das besondere Gericht Gottes getreten sind. Fast alle Menschen sterben ohne jene letzte Vollendung, für die ihnen der Eintritt in den Himmel verheißen ist. Gottes Barmherzigkeit gibt den abgeschiedenen Seelen die Möglichkeit, sich von diesem Makel durch ein Sühneleiden zu befreien. Die Seele kann nichts mehr tun, die Nacht ist angebrochen, wo niemand mehr wirken kann, aber sie kann mit Hilfe Gottes eine Entwicklung durchmachen, die sie für Gottes unmittelbare Anschauung bereit macht.
Das Konzil von Trient hat nur auf zwei grundlegende Wahrheiten über das Fegefeuer verpflichtet:
1. dass es einen Läuterungsvorgang gibt;
2. dass die dort festgehaltenen Seelen eine Hilfe in den Fürbitten der Gläubigen, vor allem aber in dem Gott wohlgefälligen Opfer des Altares finden. Wenn auch die Seelen der Verstorbenen an einem Ort weilen, liegt es der Kirche fern, irgendeine Ortsbestimmung zu geben. Es ist auch müßig, Zeitbestimmungen anzugeben, wie lange die Verstorbenen im Läuterungszustand weilen. Auch hier ist Gottes Gnadenwalten frei.
Die Tatsache eines Fegefeuers deutet die Hl. Schrift zum mindesten an. Im zweiten Buch der Makkabäer (12, 40—46) heißt es: „Es ist ein heiliger u. heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen ein Sühneopfer darzubringen, damit sie von ihrer Sünde erlöst werden." Christus spricht von einer „Sünde wider den Hl. Geist, die weder in dieser noch in jener Welt verziehen werde" (Mt 12, 32). Eine Vergebung der Sünde findet aber im Jenseits weder im Himmel noch in der Hölle statt. Es gibt also eine dritte, wenn auch zeitlich beschränkte Möglichkeit. In einer Gleichnisrede spricht der Herr von einem Gefängnis, aus dem niemand herauskommt, bevor die Schuld bis auf den letzten Heller bezahlt ist (Mt 5, 25 u. Lk 12, 58 ff). Die Botschaft vom Gericht u. von der Vergeltung, die Christus so ernst vertrat, wurde in seiner Kirche nicht abgeschwächt. Deshalb trat die Wahrheit über das Fegefeuer immer klarer hervor. Man wusste schon zur Zeit Tertullians, dass bei der Feier der Eucharistie ein Unterschied zu machen sei zw. dem Gedenken an die Märtyrer, die ehrenhalber erwähnt wurden, u. dem Gedenken an die gewöhnl. Gläubigen, für die man Bittgebete sprach.
Das Wesen des Läuterungsvorganges besteht in dem bitter empfundenen Mangel der unmittelbaren Gottesschau u. damit der Seligkeit bei Gott. Die in der Liebe Gottes abgeschiedene Seele liebt Gott mehr als je in ihrer besten Lebenszeit, da sie durch nichts mehr abgehalten wird. Zugleich aber wird ihr Gott als der Heilige, der das Böse von sich tut, ebenso inne, u. so weiß sie sich wegen ihrer noch bestehenden Fehler u. Schuld zurückgestoßen. Sie verzehrt so ihre Kraft wie in einem glühenden Fieber. Durch den schmerzlich empfundenen Entzug der Gottesschau wird die Seele hin zu Gott geläutert. Neben der Strafe der Gottesferne muss die Seele noch ein bes. Bußleiden auf sich nehmen. Im Anschluss an das Pauluswort (1 Kor 3, 11—15) spricht man von einem nicht näher zu bestimmenden Feuer. Sicher besteht die Läuterung nach dem Tod nicht bloß in Reue u. Sehnsucht, sondern auch in einer bitteren Wesensqual u. Zerrissenheit.
Die abgeschiedenen Seelen werden arm genannt, weil sie sich selbst nicht mehr helfen können. Ihre Leiden dürfen jedoch nicht übertrieben werden. Sie sind im „Vorhimmel", sie wissen, dass Gott sie angenommen hat als seine Hausgenossen. Sie sind auch fähig der Anbetung, des Lobes u. des Dankes. Sie hadern nicht mit Gott, so bitter ihr Besserwerden ihnen auch ankommt. Die Christen haben sich seit je mit den abgeschiedenen Seelen verbunden gefühlt. Schon früh brachte man das hl. Messopfer auf den Gräbern dar. Die mit Christus Verbundenen bilden die Gemeinschaft der Heiligen; sie sind also auch untereinander verbunden. Wie man als Lebender für Lebende auf dieser Erde beten kann, so kann man als Lebender auch beten für die Seelen derer, die gestorben sind. Die im Frieden mit Gott Geschiedenen haben als solche Anteil an allem Guten, das der Gesamtheit zu Eigen ist. Die Christen sind eine große Sühnegemeinschaft; ein Glied kann für das andere eintreten.
Den Verstorbenen können die Christen zu Hilfe eilen durch die Gewinnung von Ablässen. Durch sie wird an Gott die Bitte gerichtet, er möge so viele Sündenstrafen nachlassen als der Lebende sonst durch die Gewinnung des Ablasses für sich erhalten hätte. Dabei wird auf Gott kein Zwang ausgeübt. Die Ablässe können den Verstorbenen nur fürbittweise zugewendet werden. Wenn man für jemand die hl. Kommunion aufopfert, so muss man erwägen, dass die hl. Kommunion als Opfermahl zur vollständigen hl. Messfeier gehört u. nur in diesem Ganzen als ein Sühnopfer für die Verstorbenen dargebracht wird. Die Gnade der hl. Kommunion selbst, die unter dem Zeichen einer Speise erfahren wird, kann an sich nicht jemand anderem zugewendet werden, weil man auch nicht für einen anderen essen kann. Wenn man aber damit sagen will, dass man Gott bittet, er möge das durch den Empfang der hl. Kommunion neu geweckte Glaubens- u. Liebesleben als Sühne für die geliebten Toten gelten lassen, so besteht das zu Recht. Das Gebet für die Toten muss frei bleiben von aller unehrfürchtigen Geschäftigkeit u. Zudringlichkeit. Ihr Leiden sollte uns erschüttern. In Ehrfurcht u. still tätiger Liebe begleiten wir ihr Hineinleiden in die Reinheit Gottes, das sich eins weiß mit dem sühnenden u. heilenden Willen Christi.
Für die Anrufung der Armen Seelen gibt die Kirche keine liturg. Form, sie duldet aber die persönl. Anrufung. Für Erscheinungen der Armen Seelen gelten die Erlasse Urbans VIII., wonach ihnen nur menschl. Glaubwürdigkeit zukommen kann.
Mehr zum Fegefeuer gibt es hier in unseren Grundsatztexten
[Dieser Beitrag wurde am 30.10.2009 - 22:19 von Uriel aktualisiert]
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Das Wesen des Fegfeuers
Das Fegfeuer ist der Zustand in der anderen Welt, an dem die Seelen von jenen leichten Sünden gereinigt werden, die zwar die Gnade Gottes in uns nicht auslöschen und daher nicht mit der Höllenstrafe gestraft werden, doch aber, bis sie gänzlich getilgt sind, vom Himmel, in den nichts Unreines eingeht, ausschließen.
Es ist der Zustand in der anderen Welt, wo auch für schwere Sünden, für die man zwar in diesem Leben noch die Gnade der Rechtfertigung wieder erlangt, aber noch nicht genug Buße getan hat. vollends gebüßt wird. Denn es ist Glaubenslehre, dass durch die Lossprechung von den Sünden nicht jedem büßenden Sünder die ganze Schuld und Strafe nachgelassen werden, so dass keine Verschuldung einer zeitlichen Strafe zurückbleibe, die entweder auf dieser Welt oder in der anderen im Fegfeuer abgetragen werden muss. bevor der Zugang zum Himmel offen sein kann.
Hierüber liefert uns die hl. Schrift Beweise bei Moses und David. Demi obschon diese großen Diener Gottes über ihre begangenen Sünden mit Gott wieder ausgesöhnt waren, blieb doch für sie die harte zeitliche Strafe dafür nicht aus. Auch die Kirche hat sich darüber eindeutig ausgesprochen.
Das Fegfeuer nach dem alten Testament
Schon im alten Bund hat man an einen Reinigungsort geglaubt. Dies gibt deutlich jene Stelle im zweiten Buch der Makkabäer (12, 39-45) zu erkennen, wo es heißt, dass der Heerführer Judas für die in einem Kampf Gefallenen, bei denen man Opfergeschenke der Götzen gefunden hatte, eine Sammlung durchgeführt und 12.000 Drachmen Silber nach Jerusalem gesandt hat, damit ein Sühnopfer für die Verstorbenen dargebracht würde, weil er gut und fromm betreffs der Auferstehung gesinnt war.
"Denn," fügt hier die hl. Schrift bei, "wenn er nicht gehofft hätte, dass die Gefallenen auferstehen würden, so schiene es ja überflüssig und eitel, für die Verstorbenen zu beten. Vielmehr dachte er, dass eine sehr große Gnade denen vorbehalten sei, welche in Frömmigkeit entschlafen sind. Es ist also ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, dass sie von ihren Sünden erlöst werden." Es folgert also hier die hl. Schrift selbst aus dem Verhalten dieses Heerführers das Dasein des Fegfeuers bzw. einen Zustand der Verstorbenen in der anderen Welt, auf den unsere Gebete und Opfer eine heilsame Wirkung haben, wodurch sie von ihren Sünden erlöst werden können. Zudem hätte weder in so schwerer Kriegszeit eine so große Sammlung gemacht, noch eine wichtige Religionserneuerung dieser Art plötzlich eingeführt werden können, wenn nicht schon vorher dieser Glaube tief im Volk verwurzelt gewesen wäre.
Dazu sagt Allioli: "Diese ganze Stelle liefert einen klaren Beweis für die katholische Lehre von dem Dasein eines Reinigungsortes für die im Stand der Gnade mit noch nicht vollkommen abgebüßten Sünden Verschiedenen und von der Wirksamkeit des Gebetes und der guten Werke zu ihrer Erlösung." Ferner erhellt dieses aus Jesus Sirach (7,37), wo es heißt: "Wohltätigkeit ist allen Lebenden angenehm, aber versage sie auch einem Toten nicht;" nämlich durch Bezeigung der letzten Ehre und Darbringung der Seelenmessen, wie Allioli hier hinzufügt. Schließlich geht dies aus der Stelle des hl. Paulus hervor (1. Kor. 15, 29), wo er schreibt: "Was täten sonst die, welche um der Toten willen sich taufen lassen, wenn es gewiss ist, dass die Toten nicht auferstehen? Warum lassen sie sich für dieselben taufen?"
Nach Buttler und mehreren Schriftauslegern zeigt dies, dass die Juden damals noch den Gebrauch hatten, sich für die Toten zu waschen oder zu reinigen. Übrigens glauben die Juden jetzt noch an einen Läuterungszustand nach diesem Leben und beten für die Abgeschiedenen.
Das Fegfeuer nach dem neuen Testament
Der göttliche Heiland sagt: (Matth. 5, 25, 26) "Einige dich mit deinem Widersacher ohne zu zögern, so lange du mit ihm auf dem Weg bist, damit dich nicht der Widersacher dem Richter übergebe, und der Richter dich dem Diener übergebe, und du in den Kerker geworfen werdest. Wahrlich, ich sage dir, du wirst von da nicht herauskommen, bis du den letzten Heller bezahlt hast." Nun verstehen unter diesem Kerker die Schriftausleger und Kirchenlehrer allgemein das Fegfeuer, indem offenbar von der anderen Welt die Rede ist und die Hölle nicht darunter verstanden werden kann, da kein Herauskommen daraus denkbar ist, was doch hier als möglich vorausgesetzt wird. Ferner sagt der göttliche Heiland: (Matth. 12,32) "Und wer ein Wort wider den Menschensohn redet, dem wird vergehen werden, wer aber wider den Heiligen Geist redet, dem wird weder in dieser, noch in der zukünftigen Welt vergehen werden." Hieraus folgert der hl. Augustinus mit anderen heiligen Kirchenlehrern auf das Fegfeuer, indem es. diesem göttlichen Ausspruch gemäß, notwendig Sünden geben müsse, die in der anderen Welt abgebüßt werden können.
Der hl. Paulus schreibt (1. Kor. 3,12-15): "Wenn aber jemand auf diesen Grund (der Jesus Christus ist) baut und Gold, Silber, Edelsteine sammelt (unter Gold, Silber und Edelsteinen werden hier die guten Werke, unter Holz, Heu. Stoppeln hingegen die leichten Sünden von den heiligen Vätern verstanden) oder Holz, Heu und Stoppeln, so wird eines jeden Werk offenbar werden; denn der Tag des Herrn wird es erweisen, weil es im Feuer offenbar werden wird: Wie das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. Wenn jemandes Werk, auf welches er gebaut hat, besteht, so wird er seinen Lohn empfangen. Brennt aber dieses Werk, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird selig werden, jedoch wie durch Feuer."
Über diese Stelle sagt Allioli in seinen Anmerkungen: "Das Feuer, wovon der Apostel hier spricht, kann einzig und allein nur das Feuer nach dem Tod im Reinigungsort sein, Fegfeuer genannt, welches noch in der Zeit zur Läuterung der nicht ganz reinen, abgeschiedenen Seelen brennt, bis es mit dem allgemeinen Gericht und dem allgemeinen Weltbrand endet." (II. Petr. 3, 10-13.) In Übereinstimmung hiermit erklären alle heiligen Väter diese Stelle, und wir haben sogar eine unfehlbare Erklärung im selben Sinn beim Konzil von Florenz in der letzten Sitzung.
Das Fegfeuer nach der apostolischen Überlieferung
Schon im dritten Jahrhundert spricht Tertullian von dem Opfern für die Toten, als von einer apostolischen Überlieferung, und der hl. Johannes von Damaskus sagt in seiner Ansprache über die Verstorbenen: "Die Jünger und Apostel des göttlichen Heilandes, die das ewige Wort seihst sahen und den lebendigen Kreis der ganzen Welt bekehrten, lehrten, man solle in den fruchtbaren, unbefleckten und belebenden Geheimnissen des hl. Messopfers das Gedächtnis derjenigen begehen, die gläubig entschlafen seien."
Zur Bekräftigung führt er in der gleichen Rede noch das Zeugnis des hl. Chrysostomus mit diesen Worten an: "Jener Johannes, der vom Gold den Namen Chrysostomus empfing, denn wahrlich spricht er goldene Worte, lehrt: Nicht leichtfertig oder zufällig wurde es von den weisesten Schülern Gottes verordnet und der Kirche überliefert, dass der Priester in den ehrfurchtsgebietenden Geheimnissen Gebete für die Seelen der Verstorbenen verrichte." Desgleichen schreibt der hl. Gregor von Nyssa: "Nicht ohne Grund und Nutzen ist von den Aposteln und Jüngern Christi überliefert worden, was auch überall in der heiligen Kirche Gottes überaus angenehm, dass das Gedächtnis derjenigen, die im wahren Glauben gestorben sind, in jener göttlichen und lichtvollen Geheimnisfeier begangen werde."
Schließlich gibt der hl. Augustinus seine volle Überzeugung über diese apostolische Überlieferung bzgl. des Fegfeuers zu erkennen, indem er in seiner Abhandlung über die Sorgfalt für die Verstorbenen schreibt: "Wir lesen im Buch der Makkabäer, dass Opfer für die Toten dargebracht wurden; allein wenn auch hiervon durchaus nichts in der hl. Schrift des alten Testamentes geschrieben stünde, so ist das Ansehen der ganzen Kirche, das in diesem Gebrauch hervorleuchtet, nicht von geringem Gewicht, da in den Gebeten, welche am Altar zu Gott dem Herrn vom Priester gesprochen werden, das Gebet für die Toten seinen Platz hat."
Das Fegfeuer nach den Beschlüssen der Kirche
Die Kirche hat ihre Überzeugung, dass es ein Fegfeuer gibt, nicht nur durch ihre Anordnungen und steten Gebräuche bei den Begräbnissen und Gedächtnisfeiern der Verstorbenen, und durch ihre uralten, ursprünglichen Messordnungen allzeit und überall an den Tag gelegt, sondern auch dieselbe schon seit sehr langer Zeit in Konzilien feierlich als eine Glaubenslehre erklärt: Im dritten und sechsten Konzil von Karthago, in dem vierten allgemeinen von Lateran und im Konzil von Trient.
Dieses letztere erklärt ausdrücklich, "dass die im Fegfeuer zurückgehaltenen Seelen durch die Hilfeleistungen der Gläubigen, vorzüglich aber durch das angenehme Opfer des Altares Erleichterung erhalten;" und wirft selbst den Bannfluch auf diejenigen, welche behaupten würden, "es werde jedem büßenden Sünder nach erhaltener Rechtfertigungsgnade die Schuld so nachgelassen und die ewige Strafe so getilgt, dass keine zeitliche Strafe zurückbleibe, die entweder auf dieser Welt oder künftig im Fegfeuer abgetragen werden müsse, ehe der Zugang zum Himmel offen sein könne."
Von den Geistespeinen des Fegfeuers
Die Geistespein, oder die Strafe des Verlustes, ist nach den heiligen Kirchenvätern die größte des Fegfeuers und trifft mehr oder weniger alle darin befindlichen Seelen, daher auch diejenigen, welche sonst keine andere Pein zu leiden haben. Sie besteht in der Empfindung der Schuld über das begangene Böse und unterlassene Gute und in der Beraubung der beseligenden Anschauung Gottes, die nach dem Konzil von Florenz die peinlichste aller Qualen ist. Niemand kann begreifen, wie groß die Leiden einer vom Leib losgetrennten Seele sind, welche sich in ihrer heftigen Sehnsucht nach Gott, ihrem höchsten und einzigen Gut, allzeit als ein Gegenstand seiner strafenden Gerechtigkeit zurückgestoßen sieht.
Der hl. Bischof und Ordensstifter Alphons von Liguori schreibt: "Weit größer, als die Peinen der Sinne im Fegfeuer, ist die Pein, welche dort die heiligen Seelen dadurch zu ertragen haben, dass sie der Anschauung ihres Gottes beraubt sind. Weil dieselben nicht nur von natürlicher, sondern auch von übernatürlicher Liebe zu Gott entflammt sind, so werden sie so gewaltsam zur Vereinigung mit ihrem höchsten Gut hingezogen, dass sie, weil sie sich durch ihre Schuld davon zurückgehalten sehen, einen so heftigen Schmerz empfinden, dass derselbe sie jeden Augenblick zu töten vermöchte, wenn sie sterben könnten."
"Deshalb." sagt der hl. Chrysostomus, "ist diese Pein der Beraubung ihres Gottes für sie eine weit größere Qual, als das Leiden der Sinne. Tausendfaches Feuer der Hölle," sagt er, "würde ihnen keine so große Pein verursachen, als die Qual des Verlustes Gottes."
Von der Feuerpein des Fegfeuers
Das Feuer des Reinigungsortes ist nach den heiligen Kirchenvätern von dem der Hölle nicht verschieden. "Das gleiche Feuer," sagt der hl. Thomas von Aquin. "quält die Verdammten in der Hölle und die Gerechten im Fegfeuer." "Die geringste Pein dort," fügt dieser hl. Kirchenlehrer hinzu, "übersteigt die größte, welche man in diesem Lehen erdulden kann." Er nimmt selbst die größten Qualen der Märtyrer und sogar das bittere Leiden unseres Herrn nicht aus. indem er sagt, dass dieses Feuer nicht nach der natürlichen Kraft, sondern wie das höllische mit einer erhöhten übernatürlichen Heftigkeit als Geißel Gottes brenne.
Der hl, Bischof und Kirchenvater Augustinus sagt in seiner Erklärung des 37. Psalmes von diesem Feuer: "Weil gesagt wird: Er selbst aber wird selig werden" (1. Kor. 3, 15), "wird jenes Feuer gering geachtet. Allein obwohl man durch das Feuer selig wird, wird jenes Feuer dennoch schmerzlicher sein, als was immer der Mensch in diesem Lehen leiden kann. Und ihr wisst wohl, welche großen Übel in diesem Leben schon die Bösen erduldet haben und erdulden können; doch haben sie nur solche erduldet, die auch die Guten erdulden konnten. Denn was hat jeder Zauberer, Ehebrecher, Lasterhafte und Gotteslästerer von Rechts wegen ertragen, was nicht auch der Märtyrer im Bekenntnis Christi erdulden musste. Die Übel hier auf Erden sind also viel leichter, und dennoch seht, wie die Menschen alles tun, was ihnen empfohlen wird, um sie nicht erdulden zu müssen! Wie viel besser ist es daher für sie, das zu tun, was Gott befiehlt, damit sie jene weit schwereren Übel nicht leiden müssen!"
Von den übrigen Leiden des Fegfeuers
Es gibt im Fegfeuer neben der Feuerpein noch andere Strafen, das sind die Strafen der Sinne: Vorerst die Finsternis: deswegen wird das Fegfeuer von der Kirche auch Finsternis genannt. Ferner werden dort, wie in der Hölle, auch alle Sinne, vorzüglich jene, mit denen am meisten gesündigt worden ist, gepeinigt; gemäß dem Wort: "Womit jemand sündigt, damit wird er auch gestraft." (Buch der Weish.) Auch müssen die Seelen oft an dem Ort leiden, an dem sie gesündigt haben.
Der hl. Kirchenlehrer Thomas von Aquin schreibt daher, nachdem er dort von dem ordentlichen Fegfeuer gesprochen: "Einen anderen Ort des Fegfeuers gibt es noch, nach einer besonderen Anordnung; und so werden, wie man liest, bisweilen einige an verschiedenen Orten gestraft, entweder zur Belehrung der Lebenden oder zur Hilfe der Verstorbenen, damit nämlich, wenn ihre Strafe den Lebenden bekannt wird, diese durch die Gebete der Kirche gemildert werde." Endlich sind sie auch, je nachdem es Gott mehr oder weniger zulässt, den Qualen der bösen Geister ausgesetzt.
Hierüber sagt der hl. Bernhard folgendes: "Diejenigen, welche sich im Reinigungsort befinden, erwarten die Erlösung, müssen aber zuerst durch die Hitze des Feuers, oder die Schärfe der Kälte, oder irgend einen anderen schweren Schmerz gepeinigt werden. Der allgütige Vater überlässt dort seine zur ewigen Herrlichkeit bestimmten Kinder den Händen des Versuchers, nicht um sie zu töten, sondern um sie zu reinigen, nicht zum Zorn, sondern zur Barmherzigkeit, nicht zur Vertilgung, sondern zur Wiederherstellung, indem sie schon keine Gefäße des Zornes mehr sind, zum Verderben bereitet, sondern Gefäße der Erbarmung, aufbewahrt zur ewigen Herrschaft"
Allgemeine Ansichten über die Leiden des Fegfeuers
Der hl. Cäsarius von Arles schreibt: "Es mag vielleicht jemand sagen: Ich bekümmere mich wenig um die Zeit, die ich im Fegfeuer zubringen werde, wenn ich nur zum ewigen Leben gelange. Allein Gott gefällt eine solche Denkart nicht. Alle Qualen dieses Lehens können mit jenen des Reinigungsortes nicht in Vergleich gesetzt werden. Und wer weiß denn, wie viele Tage, Monate, Jahre er dort bleiben muss? Man würde sich fürchten den Finger ins Feuer zu halten, und sollte sich nicht fürchten, eine lange Zeit in der verzehrenden Flamme zu sein?"
Im gleichen Sinn sagt der hl. Bernhard: "Werft den alten Sauerteig von euch. Brüder, da ihr noch die Zeit dazu habt. Die Tage, welche uns zur Reinigung verliehen sind, gehen zwar vorüber, ob wir wollen oder nicht. Aber wehe uns, wenn sie erfüllt werden, falls unsere Reinigung nicht vollkommen ist, so dass wir notwendigerweise durch jenes Feuer gereinigt werden müssen, gegen das in diesem Leben nichts peinlicheres, nichts schärferes und nichts heftigeres erdacht werden kann." Diese Ansicht vom Fegfeuer haben alle heiligen Kirchenväter und Kirchenlehrer.
Wenige Auserwählte entgehen den Leiden des Fegfeuers
Aus dem einzigen Ausspruch der heiligen Schrift (Offenb. 21, 27). wo es von der heiligen Stadt (dem Himmel) heißt: "Nichts Unreines wird in dieselbe eingehen," lässt sich leicht entnehmen, dass sich wenige Sterbende dieses höchsten Glückes, unmittelbar zur Anschauung Gottes zu gelangen, erfreuen werden. Die hl. Theresia, welche nach ihrem eigenen Geständnis den Zustand vieler Verstorbenen gesehen hat, sagt, dass unter denselben nur drei, nämlich Personen von ausgezeichneter Heiligkeit, gewesen seien, die unmittelbar zur Anschauung Gottes gelangten; und der gelehrte Kardinal Bellarmin sagt in seinen Seufzern der Taube, dass kaum einige Gerechte aus der größten Barmherzigkeit Gottes den scharfen Peinen des Fegfeuers entgehen, so dass sie sogleich in den Himmel gelangen.
"Wer ist so vollkommen," sagt der hl. Bernhard, "so heilig, dass er, wenn er aus dieser Welt scheidet, jenem Feuer nichts schulde und seine Seele von allen Sündenschlacken durchaus geläutert hat, dass er sich rühmen könnte, er habe ein reines Herz, dass er sagen könnte: Mein Herz ist rein, ich bin frei von Sünden? (Spr. 20, 9.) Wenige sind zwar auserwählt; allein auch unter diesen wenigen gibt es, wie ich dafür halte, äußerst wenige, die so vollkommen sind, dass sie jene Reinigung vollbracht haben, von welcher der weise Mann spricht (Sir. 7, 43), da er sagt: "Reinige dich mit den wenigen von deiner Fahrlässigkeit."
Man muss ganz rein sein, um in den Himmel gelangen zu können
Obwohl die leichten Sünden uns nicht der Freundschaft Gottes berauben, so ist doch gewiss, dass sie unsere Seele beflecken und daher, bevor wir vor demjenigen erscheinen können, der die Heiligkeit selbst ist und nicht die geringste Makel vor sich erdulden kann, eine Reinigung im Fegfeuer erfordern, wenn eine solche nicht schon im Leben vollbracht worden ist. Sehr einleuchtend ist hierfür auch folgende Geschichte, die zeigt, dass sogar kleine Kinder einer solchen bedürftig sein können.
Die hl. Perpetua, welche im Jahr 203 den Martertod erlitt und wegen ihrer ausgezeichneten Heiligkeit in den heiligen Kanon der Messe aufgenommen wurde, hat in ihrem bekannten denkwürdigen Bericht selbst folgende Geschichte beschrieben, die sie kurz vor ihrem Tod von ihrem Bruder Dinokrat hatte, der im Alter von sieben Jahren an Gesichtskrebs gestorben war. Bald nachdem sie auf eine besondere Mahnung angefangen hatte, für ihn zu beten, sah sie ihn schmachtend vor Durst und Hitze, unsauber, mit seiner Wunde im Gesicht, aus einem finsteren Kerker, wo noch viele andere waren, hervorgehen. Als sie nachher noch inbrünstiger für ihn betete, sah sie ihn bald wieder an einem hellen Ort rein und fröhlich, mit anderen Kindern spielend, und statt der Wunde hatte er eine Narbe im Gesicht. Daran erkannte sie, dass er von seiner Pein befreit sei. Der hl. Augustinus, welcher nach Buttler mit anderen heiligen Kirchenvätern diese Geschichte für echt hält, macht darüber die Bemerkung, dieser Knabe müsse getauft gewesen sein und hernach seine Unschuld entweder auf Zudringen seines heidnischen Vaters durch eine götzendienstliche Handlung, oder durch Verletzung der Wahrheit, oder irgend einen anderen Fehler des kindlichen Alters verloren haben. Graf von Stollberg führt im VIII. Band seiner Geschichte Jesu die Beschreibung dieser Geschichte in ihrer ursprünglichen Umständlichkeit an. und ebenso auch Buttler im Leben der erwähnten Heiligen vom Monat März.
[Dieser Beitrag wurde am 21.08.2010 - 19:44 von VIAVERITAS aktualisiert]
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„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich!“ (Joh 14:6)
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